Wednesday, July 23, 2008

KARL REGENSBURGER: "ICH HAB SCHLAFLOSE NÄCHTE WEGEN DES GELDES UND SCHÜCHTERNE TRÄUME VOM TANZ"

Wer hätte gedacht, dass sich hinter diesem sonnigen Gemüt von ImPulsTanz-Leiter Karl Regensburger (Fotos: © Elfi Oberhuber) eine schüchterne Seele verbirgt ...


EUROPAS GRÖSSTES TANZFESTIVAL, IMPULSTANZ WIEN, FEIERT 25-JÄHRIGES JUBILÄUM - EIN GRUND, DEN KÜNSTLERISCHEN LEITER, KARL REGENSBURGER, ZUM INTERVIEW ZU BITTEN UND IHN AUCH GLEICH MIT DEM VORWURF ZU KONFRONTIEREN, DEN LETZTES JAHR SCHON ISMAEL IVO HÖREN MUSSTE ... - IMMERHIN GAB ES HEUER ABER EINE AUSGESPROCHEN "EROS-REICHE" BALLETTGALA. WAS DER "SCHÜCHTERNE" SYMPATHICUS MIT VERWEGENER SEITE AN INTIMITÄTEN DAZU UND ZU POLITGEHEIMNISSEN DER ÖSTERREICHISCHEN TANZLANDSCHAFT AUF LAGER HAT, GESTAND ER e.o.


Mehr Eros im Motto-boykottierten ImPulsTanz-Programm

intimacy: art: Letztes Jahr beklagte ich mich im Interview bei Ismael Ivo, dass ImPulsTanz nie bzw. selten sprühenden Tanz zeige, der aus dem Eros schöpft ...
KARL REGENSBURGER: Mhm, daraufhin hat er dann bei der Biennale in Venedig ein ganzes Festival programmiert ...
intimacy: art: Nein, sein Eros-Programm in Venedig war der Auslöser meiner Beanstandung (zum Interview click hier) mit Wien im Vergleich. - Nun ist sein Vertrag dort noch um ein weiteres Jahr verlängert worden.
REGENSBURGER: Ja, und er soll noch einmal um drei Jahre verlängert werden. Die anderen Direktionen dauerten immer nur ein bis drei Jahre, Ismael scheint in dieser Funktion nun die Pensionierung anzustreben (lacht) ...
intimacy: art: Jedenfalls gibt es bei ImPulsTanz heuer nun doch Eros: Sogar Angelin Preljocaj wurde eingeladen. - Haben Sie dieses Programm für mich gemacht?
REGENSBURGER: Ja, selbstverständlich, alles für Sie! - Nein, ich glaube, Sie tun uns unrecht. "Eros" findet in unserer Festivalprogrammation immer breiten Raum. Bei 45 Produktionen kann es aber nicht nur Eros geben. Wir versuchen, verschiedene Strömungen des zeitgenössischen Tanzes abzubilden, mit manchmal dem Konzeptuellen, manchmal dem Eros im Vordergrund. "Reiner Tanz" war über die Jahre immer zu sehen, denn prinzipiell programmieren wir "breit".
intimacy: art: Bei der Eros-Reklamation geht es ja nicht unbedingt um das Thema der Liebe, sondern um die auratische Komponente im Tanz. Die Aura geht mir generell an den Tanzkünstlern ab, sie scheint sich nicht mehr zu entwickeln.
REGENSBURGER: Kämen Sie öfter in unsere Festival-Lounge, dann könnten Sie sie säen.
intimacy: art: Nein, ich möchte als Journalist kritisch bleiben dürfen, weil man das der Kunst schuldig ist. Ich fürchte mich davor, meine Meinung durch Sympathien manipulieren bzw. kaufen zu lassen.
REGENSBURGER: Dem ist ja auch die Politik ausgeliefert.
intimacy: art: Leider. - Warum sind nun aber noch immer keine lateinamerikanischen, südeuropäischen bzw. Länder im Festival vertreten, in denen Tänzer mit Körpern leben, in denen von Geburt an der Tanz steckt?
REGENSBURGER: Der afrikanische Tanz ist etwa im Workshop-Bereich präsent, aber - das stimmt - im Programm in letzter Zeit weniger. Koffi Kôkô wäre mit einer sehr schönen Produktion geplant gewesen. Absurderweise scheitern genau diese Vorhaben an den teuersten Flugpreisen in die ärmsten Länder der Welt. 1500 Euro pro Ticket sind bei einer etwa 15-köpfigen Company nicht leistbar, wozu noch Visa-Schwierigkeiten kommen. Da bedarf es sämtlicher Interventionen, selbst für Stipendiaten. - Es hat da in der Vergangenheit auch Mißbrauch gegeben, deshalb ist man jetzt so vorsichtig. - Aber zumindest performt heuer bei uns eine Moravia Naranjo aus Venezuela. Es könnte auch sein, dass man mit der Fortdauer eines Festivals intellektueller wird und zu vielen Strömungen Platz einräumen will. Da könnte man unangenehmerweise sogar dem Motto der angepeilten Weltrepräsentation verfallen: "Von jedem Dorf ein Hund." - Detailliert geht es uns um choreographische Strukturen und Außergewöhnlichkeiten, wo das Leben-an-sich noch nicht ein Grund ist, auf die Bühne gebracht zu werden. Sondern das Leben findet bei uns auf der Hinterbühne statt. Und in den Ländern, wo der Tanz den Menschen innewohnt, ist die choreographische Aus- und Weiterbildung aus verschiedensten Gründen mangelhaft. Nein, wir versuchen bewußt konzeptuelle Festivals zu vermeiden, schon weil ich an kein Motto glaube. Mottos werden in der Regel mißbräuchlich verwendet.
intimacy: art: Ja, gerade in der Nationalitätenzuordnung passiert das aus politischen Beziehungsgründen zwischen den Ländern ständig. In den Fällen von Moravia Naranjo oder Akram Khan ist es aber so, dass sie die herkunftsmäßige Identitätssuche als Emigranten selbst thematisieren.

Wissen und Geschmack nach all den Jahren

intimacy: art: Je länger ich mich mit Tanz beschäftige, desto stärker verlange ich als Zuschauer nach einem gewissen Maß an "Effekt" neben der "Intelligenz". D.h., ich gebe mich nicht mehr mit lebenspessimistischen, langatmigen Installationen zufrieden - obwohl mich das am Anfang wegen des scheinbaren Rätsels einer tieferen Wahrheit angezogen hat; also wenn die Leute auf der Bühne stehen und nichts tun, sodass die Zeit nicht zu vergehen scheint. Mittlerweile ist das für mich unerträglich geworden. Hätte es mich früher geärgert, hätte ich mich allerdings nicht getraut, das zu sagen. Das geht bestimmt vielen Journalisten so, weil sie nach außen hin intelligenter scheinen wollen. - Wie hat sich der Geschmack bei Ihnen entwickelt?
REGENSBURGER: Ich muss mich einerseits unbedingt unmittelbar angesprochen fühlen. Andererseits habe ich natürlich eine Entwicklung durchgemacht: Anfang der 80-er sah ich zum ersten Mal als tänzerisch Blauäugiger Trisha Brown und konnte nichts mit ihr anfangen. Zehn Jahre später war und ist sie bis heute eine meiner Lieblingschoreografinnen. Man lernt und wächst hinein und läuft Gefahr, plötzlich elitär zu programmieren. Für ein Festival ist der gesunde Mix wichtig, sodass auch neues Publikum einsteigen kann. Da unser Festivalpublikum aber ebenso aus vielen Tanzprofis besteht, müssen wir zeigen, wohin der Tanz geht. Dieser Spagat ist teilweise schwierig nachzuvollziehen, doch wenn er gelingt, dann ist er sehr beabsichtigt. Der Selbstzweck verneigt sich sozusagen vor den Freunden, die einen Regenbogen verkörpern.
intimacy: art: Sind demnach die kleinen Insiderstücke, die einen quälen, für Sie heute das Größte?
REGENSBURGER: Nicht unbedingt. Mein Bauch ist immer präsent.
intimacy: art: Was meinen Sie dann mit dem Begriff "elitär"?
REGENSBURGER: Die Gefahr der Kopflastigkeit schraubt sich wie eine Spirale hoch. Besonders sensibel ist da die Auswahl junger Choreographen, die viele Anfängerfehler machen, was der kuratierende Kenner beiseite zu wischen in der Lage sein und versuchen muss, das besondere Potential zu erkennen. Er muß sich, je nach Stufe des Choreographen, mit einer anderen Erwartungshaltung hinein begeben. Als Viel-Reisende scannen wir im Vorfeld. Viele Produktionen werden aber eingeladen, die erst im Entstehen sind. Diese Auswahl von großer Sorgfalt ist durch viel Leiden begleitet: bei 100 Performances an etwa 70. Das gehört dazu und darf dich halt nicht generell verärgern. Die Arbeit darf dir nie egal werden. Denn das Herz muss immer dabei sein, auch fürs Scheitern.
intimacy: art: Da ist das ausschließliche Interesse für Tanz vielleicht hinderlich. Ich brauche alle Kunst, um mich für jede Einzelne anhaltend begeistern zu können.
REGENSBURGER: Sie wissen ja gar nicht, was ich alles brauch!
intimacy: art: lacht.
REGENSBURGER: lacht.
intimacy: art: Sie haben einmal von Ihrer William-Forsythe-Vorliebe gesprochen. Existiert die noch?
REGENSBURGER: Nach wie vor. Forsythe ist ein wunderbarer Künstler. Ich habe, ehrlich gesagt, länger gebraucht, die Tanzsprache von Anne Teresa De Keersmaeker zu verstehen. Heute liebe ich sie. Forsythe dagegen wirkte auf mich Anfang der 90-er sofort prägend, seine Kraft, und seine - für mich - ungeheure Emotion.
intimacy: art: Haben Sie seine "Heterotopia"-Installation im Tanzquartier gesehen?
REGENSBURGER: Heterotopia sah ich zur Premiere in Zürich, während ich gemeinsam mit Luc Bondy durch die Räume der Halle am Schiffbauerdamm eilte.
intimacy: art: Und hat sie Ihnen gefallen?
REGENSBURGER: Forsythes Schaffen hat sich da zu Zürich hin fortentwickelt. Das ist ein interessanter Ansatz. Doch finde ich die Entscheidung des Bill schade, dass keine Stücke wie Eidos: Telos oder Alienation, Alienaction mehr entstehen, die er wahrscheinlich aus den Ärmeln schütteln könnte. Vielleicht ist er im Moment aber auch nicht rasend daran interessiert, wie zu Ballett-Frankfurt-Zeiten mit einer Company von 40 Leuten zu arbeiten, was sicher ermüdend und anstrengender ist.
intimacy: art: Also, ich war von diesem jüngeren Werk "Heterotopia" (Link zur Heterotopia-Kritik auf intimacy: art) sehr enttäuscht .. Ich hatte mir von diesem großen, viel zitierten Namen so viel erwartet ...
REGENSBURGER: Dazu paßt diese schöne Geschichte, die ich gerade über Al Pacino gelesen habe, dem nach seinem neuen Film Zwei Minuten nach der Kinoaufführung in New York von einer enttäuschten Passantin vorgeworfen wurde, dass sein neuer Film völliger Dreck sei. Darauf zückte Pacino mit einem "Excuse me" zehn Dollar und reichte sie ihr.
intimacy: art: lacht ... das kann er sich aber auch nur bei einer leisten ...
REGENSBURGER: Also Forsythes Steptext während unserer Ballettgala, ein Stück aus den späten 80-ern zur Musik von Bach, ist garantiert unfaßbar schön. Das rührt mich fast zu Tränen. Aber ich bin ja auch a bissl a Wacher.
intimacy: art: Tja, als doppelter Löwe im Sternbild - was eigentlich fast ein Widerspruch in sich ist, oder auch deshalb gerade nicht ...
















... die schüchterne Seele eines Träumers, der sich die schönen Sehnsüchte über den bloßen Anblick des Tanzes erfüllt.

Von den Künstlergrößen zum Therapieschuppen

intimacy: art: Ich finde es auch aufwühlend, wenn jemand das aktuelle Gesellschaftsproblem trifft. Wie Wim Vandekeybus in "Menske" in expressionistisch effektiver Tanzsprache, indem er aufzeigt, dass die Menschheit als Masse in Teilkulturen zerfällt, wo sich der Einzelne selbst realisieren kann, jedoch den Halt der Gemeinschaft verliert. Wie sieht sich ImPulsTanz als Institution innerhalb dieses Wechselspiels?
REGENSBURGER: ImPulsTanz ist im positiven Sinn ein Festival einer Gemeinschaft, wo ohne klare Trennungen der Austausch zwischen Zuschauern und Darstellern funktioniert. Wir sind überhaupt kein Schicki-Micki-Festival, schon wegen des Workshop- und Stipendiumprogramms. Außerdem ist die Tanzwelt noch nicht so unendlich gross wie die Star-tum-geprägte Welt des Theaters oder der Oper, mit viel stärkerer Hackordnung. Was auch damit zu tun hat, dass ein Choreograf für seine Werke ständig junge Leute, junge Tänzer treffen will, bei denen die Gemeinschaft ganz etwas anderes darstellt. Vielleicht ist das im Film mit einem Robert-Redford-Sundance-Filmfestival zu vergleichen ...
intimacy: art: ... der ja auch ein Löwe ist ...
REGENSBURGER: Anderen bekannten Schauspielern ist es wahrscheinlich völlig wurscht, wie es den jungen Kollegen geht.
intimacy: art: Dieser Teilkulturen-Spiegel in "Menske" repräsentiert für mich nun die Tänzergesellschaft schlechthin. Tänzer gehören oft zur verunsicherten Spezies Mensch. Das habe ich bei einigen Workshops von ImPulsTanz erfahren, wo immer eine Menge komischer Gestalten in schwierigen Lebensphasen herumgeistern.
REGENSBURGER: Immer? Doch sicher nicht ausschließlich!
intimacy: art: Da sind eigentlich immer sehr komische Gestalten, sowohl im Sinne einer momentanen, sexuellen Desorientierung bezüglich des Ausprobierens des eigenen Geschlechts als auch im Sinne des gesellschaftlichen Zerfalls der Werte eines Gemeinschaftsgefühls, wo für den unterbewußt verirrten Einzelnen der Workshop ein Auffanglager ist, wo er sich über seinen Körper zu orientieren versucht.
REGENSBURGER: Sie haben die Workshop-Reihe also als riesigen Therapie-Schuppen empfunden. (lacht)
intimacy: art: Nicht nur. Ich habe mich auch gerne bewegt.
REGENSBURGER: Wir sind die größte Therapieveranstaltung Europas! (lacht) Kommen Sie zu uns!
intimacy: art: Ja, ja. Wahrscheinlich spielt sich das vor alllem in den Einsteiger-Workshops ab, wonach sich erst herauskristallisiert, ob es jemandem wirklich ums Tanzen geht. - Mir wäre aber schon da lieber ein Kunsthort, der nicht so sehr vom Beziehungsstreben gelenkt ist, was auch noch zu Aufträgen führen soll.
REGENSBURGER: Da denken wir ähnlich. Es ist ein Phänomen der heutigen Jugend, vielleicht sogar schon der Mitteljährigen, dass private und professionelle Grenzen sehr leicht verschwimmen. Obwohl ich zum Beispiel Anne Teresa De Keersmaeker als entfernte Freundin oder gute Bekannte empfinde, bleibt sie für mich immer eine hoch respektierte Person. Ich sehe in ihr zuerst die Künstlerin.
intimacy: art: Sie pflegt auch eine Wand der Distanz, einen Schutzwall.
REGENSBURGER: Es dauert Jahre, um den zu durchbrechen. Aber viele junge Leute, wie der sehr umgängliche Emio Greco, werden irgendwann als Alleweltsfreund gesehen und gar nicht mehr als Künstler. Das ist ein Phänomen. Ein Chris Haring steigt dagegen für mich aufgrund seiner Arbeit in ein Respektsniveau auf, sodass ich ihm nicht mehr so lässig auf die Schulter klopfen kann. Vielleicht hängt das in Wahrheit also von der Person ab. Generell gibt es aber Sensorien im Menschen, die diese Grenze leicht überschreiten.

Andererseits ist Regensburger aber durchaus in der Lage, den unschönen Dingen des Lebens ins Auge zu blicken - wie vereinnahmenden Parteipolitikern, zum Beispiel, ...

SPÖ und Schicki-Micki als Gegensatz

intimacy: art: Wenn man ein Festival als Forum für Interessen und darin eine Gemeinschaft oder Heimat sieht, ist das eigentlich ein sozialdemokratischer Gedanke. Andererseits kommt der Glaube der Partei SPÖ hinzu, nur unverkäufliche, sperrige Kunst bzw. Kunstaustausch mit anderen Ländern im Sinne des Integrationsgedanken fördern zu müssen. Eigentlich steht ImPulsTanz für das. - Steht es auch noch für mehr?
REGENSBURGER: Wollen Sie damit sagen, dass wir sämtliche Kriterien sozialdemokratischer Förderungspolitik erfüllen und trotzdem nicht genug Förderung bekommen?
intimacy: art: Davon weiß ich nichts. - Man könnte anders fragen: Die eben beschriebenen Kritierien erfüllt auch das Tanzquartier, worin unterscheidet sich ImPulsTanz?
REGENSBURGER: Ich habe eigentlich das Gefühl, dass Links und Rechts heute völlig verschwimmen, sodass sich die Sozialdemokratie nicht unbedingt links ansiedelt, und das Konservative auch nicht mehr rechts. Manchmal ist das positiv, oft empfinde ich es als negativ. Aber wenn man diesen harten linken Gedanken wie "Integration", und, und, und ... anspricht, dann sind wir schon mehr als das, weil wir uns aus gutem Grund vor etablierter Kultur verneigen, wenn sie die notwendige Qualität hat. Da ist es mir dann wieder völlig egal, ob das manche als Schicki-Micki-tum empfinden. Uns geht es um die Kunst, unbedeutend, wie sie sich präsentiert: Nur das Künstlerische muss zu spüren sein. - Ich könnte also auch mit der Art eines Harnoncourt gut umgehen, obwohl er mit seinem standfesten Kunstwillen nicht unbedingt das Basisdemokratischste ist, ... Auch Forsythe ist sehr konsequent. Diese Leute sind streng, haben bestimmte Ansichten, die sie mittlerweile auch verstehen, durchzusetzen.
intimacy: art: Durchaus sehr gute TänzerInnen und SängerInnen schätzen diese Absolutheit, um die eigenen Grenzen überschreiten zu können. Sie sehen das nicht unbedingt als autoritär an, sondern als Willen zur höchsten Kunst.
REGENSBURGER: Und andere brauchen wieder äußersten Freiraum zur Selbstbestimmtheit, damit sie das schaffen. Auch solche Künstler und Kreationen gibt es bei uns.
intimacy: art: Und Sie sind als Chef auf der einen Seite wieder total lässig, auf der anderen strahlen Sie mit Ihrem Ehrgeiz hinter der Arbeitserfüllung auf motivierte Mitarbeiter ab. Manche Leute brauchen ja ein bißchen Drill.
REGENSBURGER: Bei manchen meiner Ansicht nach einzuhaltenden Vorgaben bin ich ein bißchen strenger und wenig kompromißbereit. Das gebe ich zu. Kontroletti bin ich aber keiner. Im Festivalrhythmus spüre ich allerdings - wenn die budgetären Sorgen riesengroß sind - ...
intimacy: art: .. wie jedes Jahr ...
REGENSBURGER: Ja, und trage ich das zu sehr nach außen, wirkt sich das auf das Betriebsklima aus. Weil sich die Mitarbeiter dann auch sorgen. Sodass wir uns nur noch Sorgen machen und nix mehr weiter geht. Damit umzugehen ist sehr heikel, sowie dabei authentisch zu sein. Ich glaube aber nicht, dass es für eine "Führungsfigur" gut ist, ihren Launen total freien Lauf zu lassen, um authentisch zu sein. Sondern die Authentizität liegt in der Verpflichtung, das Schiff irgendwo hinzusteuern. Ob es dir da gut oder schlecht geht, ist sekundär. Man kann auf jeden Fall in Führungsposition viele Leute runterziehen, sie andererseits sehr begeistern. Geht´s mir gut, spüre ich, wie das um sich greift.
intimacy: art: Also wenn der leere Finanztopf gefüllt ist?
REGENSBURGER: Das gehört dazu, damit man zumindest überlebt. Glücklich macht uns jedoch, wenn die Aufführungen und die Workshops funktionieren.
intimacy: art: Haben Sie zwischendurch Minus-Konten?
REGENSBURGER: Schwerste, ja.
intimacy: art: Dann muss man am Ende die Zinsen auch noch zahlen.
REGENSBURGER (nickt): Mhm. So ist es; und die steigen gerade.















... denn ließe eine Parteienzusammenarbeit Rückschlüsse auf ImPulsTanz und dessen Tanzprogramm zu, gibt´s von Regensburger ein eindeutiges "Nein!".


Parteiloser ohne Stallgeruch als Vorteilsproblem

intimacy: art: Noch mal kurz zu dieser Parteien-Geschichte: Ich habe im Internet gelesen, dass Sie Partei-Mitglied sein sollen. Stimmt das?
REGENSBURGER: Um Gottes Willen. Von welcher Partei?
intimacy: art: SPÖ.
REGENSBURGER: Nein, sicher nicht. Ich bin im Kuratorium der Gesellschaft für österreichische Kulturpolitik für Tanz verantwortlich, das ja. Das könnte höchstens eine SPÖ-nahe Organisation sein. Der fehlende Stallgeruch wird mir sogar vorgeworfen. Da tue ich mir schwerer als manch anderer.
intimacy: art: Komisch, mich scheint es immer zu Leuten zu ziehen, die ein bißchen zu einer Partei tendieren, ihr aber gleichzeitig kritisch gegenüber stehen. Sie wollen sich nicht vereinnahmen lassen.
REGENSBURGER: Genau, das möchte ich überhaupt nicht. Ich finde, dass es dem Normalbürger ziemlich wurscht sein wird, was sich der Leiter des ImPulsTanz-Festivals zur Tagespolitik denkt. Das sollte auf das Festival keine Rückschlüsse zulassen. Ich versuche daher relativ neutral zu sein, selbst wenn es nicht immer zum Vorteil ist. Wenn du die Position in einer gewissen Aequidistanz zu halten versuchst - was nichts mit mangelnder Stellungnahme zu tun hat, sondern mit einem Empfinden von zwei zu trennenden Welten -, dann gelingt es sehr leicht, dass du für die Roten ein Schwarzer, für die Schwarzen ein Roter bist, und du zu den Grünen auch nicht gehörst. Sich aber von jemandem in eine Bewegung hineintreiben zu lassen, um das Eigene abzusichern, ist mir doch zuwider, ganz egal, welche Farbe diese Bewegung hat.
intimacy: art: Das schlägt sich auch im Programm nieder, wobei es für mich in der Ausgewogenheit ein bißchen zu sozial "alternativ", also im Schnitt "zu klein" ist. Ich würde lieber ein paar kleine Sachen weglassen und dafür eine richtige Besonderheit mehr einladen. - Generell merkt man die standfeste Unabhängigkeit dem Qualitätsniveau aber an. Was im Tanzquartier ja nicht der Fall ist...
REGENSBURGER: Beim Tanzquartier habe ich von einer Riesenchance geträumt, die sich dann nur für einige Leute erfüllt hat. Es macht jedenfalls keinen Sinn, wenn die Tanzquartier-Vorstellungen immer nur die gleichen 50-100 Leute sehen. Die Halle E daneben steht leer. Dort passiert nichts, höchstens Musicals oder Ballettproduktionen, wo einem das Geimpfte aufgeht.
intimacy: art: Wie kann man aber als Nicht-SPÖ-Mitglied den Bundespräsident Heinz Fischer als Ehrenschutz bekommen?
REGENSBURGER: Indem man ganz naiv anfragt. Und er sagte nicht nur ja, sondern fragte zurück, "was tun wir bei mir in der Hofburg? Nur einen Cocktail zu trinken ist ja auch nicht lustig." Der eine oder andere tanzaffine Mitarbeiter hat seinen Entschluß aber sicher auch durch Hintergrundinformationen bekräftigt. Außerdem ist der Bundespräsident ja überparteilich.
intimacy: art: Der Bundespräsident, ja ...

Schweißtreibende Sorgen bereiten dem aufopfernden Tanzbegeisterten indessen jährlich 300.000 Euro Bank-Schulden, deren Zinsen wachsen, weil das Kulturamt der Stadt Wien jenen Beitrag seit vier Jahren nicht genehmigt ...

Die schlaflosen Nächte des Karl Regensburger

intimacy: art: Also wie ist jetzt Ihre finanzielle Situation in genauen Zahlen?
REGENSBURGER: Für das Gesamtbudget 2008 von 4,3 Mio. Euro erhoffen wir uns von der Stadt Wien 1,85 Mio. Euro, vom BMUK 450.000, von der Europäischen Gemeinschaft 400.000. Über Sponsoring und internationale Stiftungen lukrieren wir ca. 600.000, sowie ca. 1 Mio durch Karteneinnahmen und Kursgebühren. In diesen 4,3 Mio sind nicht inkludiert: Medienkooperationen im Wert von ca. 500.000 Euro. Sodass wir eine Eigenfinanzierungsquote von 50 Prozent erreichen. Das ist nach wie vor ein sensationeller Wert. Das, obwohl unsere Initiative mit den Jahren immer teurer wird, weil sie bei immer höheren Anforderungen wächst und zur Schaltstelle im europäischen Tanzgeschehen geworden ist. Dieses Kundenservice müssen wir also jetzt bieten, wofür wir mehr Leute brauchen. Und zu einem Betrieb einer gewissen Größenordnung kommen dann die langjährigen Mitarbeiter im Anstellungsverhältnis mit Abfertigungsrücklagen, etc. Für diese Betriebsdauer sind wir jedoch eine äußerst schlanke, gut funktionierende Organisation. In der Zeitperiode 1 der Wiener Theaterreform von Seiten des Kulturamtes mit einer Förderung pro verkaufter Karte durch 30 Euro bedacht zu sein, ist im Vergleich zu anderen Institutionen in Wien - Wiener Festwochen, Tanzquartier, Vereinigte Bühnen - kaum zu verbessern. Insofern sollte ein offenes Ohr für den offenen Betrag da sein, weil wir auch nicht zaubern können.
intimacy: art: Wieviel fehlt also?
REGENSBURGER: Auf den Vier-Jahres-Zeitraum von 2006-2009: 300.000 Euro pro Jahr. Wir schreiben jetzt Juni 2008, und ich verhandle noch immer.
intimacy: art: Ach, rückwirkend. Und mit wem?
REGENSBURGER: Mit dem Kulturamt der Stadt Wien, mit Kulturstadtrat Dr. Andreas Mailath-Pokorny. Es wird einfach keine Entscheidung getroffen. Begonnen haben die Verhandlungen für diesen Term im Herbst 2004.
intimacy: art: In diesem Fall sprechen Sie also jedes Jahr von denselben Sorgen, denn davon haben Sie mir schon vor vier Jahren erzählt.
REGENSBURGER: Ja, so absurd ist das, aber ich hoffe, daß wir das gemeinsam mit der Stadt Wien lösen werden.
intimacy: art: Das bereitet Ihnen also schlaflose Nächte.
REGENSBURGER: Manchmal tatsächlich ja. Schlimmstenfalls könnte das Konkurs oder zumindest eine Reduktion des Festivals auf unter 50 Prozent bedeuten, da wir auch die letzten Jahre irgendwie aufholen müßten. Das Festival würde generell kleiner werden, ...
intimacy: art: Und dass der Bund etwas zahlt?
REGENSBURGER: Der fördert uns relativ gut, für eine spezielle Initiative, die in Wien stattfindet. Und immerhin gab es von Seiten des Bundes die letzten Jahre die notwendigen Steigerungen bezüglich der Inflationsabgeltungen. Also die Leute, von denen man glaubt, dass sie uns sehr nahe seien, gerade dort, tu ich mir auf einmal schwerer. Es gibt diese absurde Situation, wo ich von einem schwarzen Kunststaatssekretär gefragt wurde, ob ich nicht etwas zur EU-Präsidentschaft im Rahmen von Tanz machen wollte, wo ich dann Dance Austria @ Brussel organisierte. - Und danach warfen mir Leute vor: "Du bist dem Morak sei Bua."
















... sondern auf die Wartebank schiebt. Da wird selbst der freudigsten Seele Lachen und Träumen vergehen, was sich dann auf das Betriebsklima und sorgenvolle Mitarbeiter auswirkt.


Tanz-Ausweitung über ein Festival und Wien hinaus

intimacy: art: Mit den Kooperationen versuchen Sie sich nun über das Festival bzw. Wien hinaus auszuweiten. Wie?
REGENSBURGER: Nun ja, mit der sommerszene Salzburg gemeinsam zeigen wir Three Atmospheric Studies von Forsythe und Keeping Still von De Keersmaeker & Janssens in Salzburg, sowie Roderich Madl und Silke Grabinger (die österreichische Tänzerin, die sich als junge 20-jährige in Las Vegas eineinhalb Jahre lang beim Cirque du Soleil mit acht Aufführungen in der Woche gestählt hat), Jean Luc Ducourts Dekonstruktion des klassischen Balletts, und Hubert Lepka in Wien. Das sind kleine Ansätze, die sich aus langjähriger Zusammenarbeit und Sympathie zwischen Michael Stolhofer und mir ergeben haben. Und über ImPulsTanz-Specials in Kooperation mit Roland Geyer haben wir in Wien versucht, auch unterm Jahr große internationale Gastspiele in Wien zu präsentieren. Zweimal Rosas am Theater an der Wien und Alain Platel mit V.S.P.R.S: ...
intimacy: art: Platel wäre auch mit einer Premiere 2008 geplant gewesen, stattdessen kommt Marie Chouinard mit "Orpheus und Eurydike" - was ist da passiert?
REGENSBURGER: Die Uraufführung seines neuen Stückes sollte in Wien stattfinden, nur konnten wir dann nicht mithalten. Wir sind international mit unseren Budgets eine kleine Nummer. Ich möchte auch gar nicht mit der Ruhrtriennale konkurrieren. - Dass dort die Uraufführung vonstatten geht, ist völlig in Ordnung. Schon weil ich Alain Platel sehr gern mag. Generell geraten wir diesbezüglich aber leicht an Grenzen.
intimacy: art: Finanziell oder emotional?
REGENSBURGER: Finanziell. Emotional habe ich wenn, dann höchstens ein Problem mit dem Manager, nie mit dem Künstler. Selbst wenn sich Künstler hinter Managern verstecken... Alain ist aber generell ein sehr feiner Mann.
intimacy: art: Er denkt in großen Dimensionen. Wenn er etwas Besonderes haben will, muss es wahrscheinlich entsprechend kosten dürfen. Viele große Künstler sind überdurchschnittlich, weil sie darauf bestehen.
REGENSBURGER: Das Budget würde sich schon machen lassen. Nur bestehen halt manche Veranstalter wie der Hund am Knochen auf diese Premiere, und manche Intendanten definieren sich genau über das. Sodass dann die Intendanten wichtiger sind, als die Künstler.
intimacy: art: Mir ist es egal, wo das vorher gelaufen ist. Aber auf Alain Platel habe ich mich trotzdem sehr gefreut. Das ist doch ein äußerst intelligenter, netter Mann.
REGENSBURGER: Ein sehr sensibler Mensch vor allem.
intimacy: art: Er hat genau den Geschmack, wo die Balance zwischen Intellekt und Effekt getroffen wird - wobei es aber sicher noch viele Leute gibt, die nichts mit seiner Arbeit anfangen können. Da ist eine De Keersmaeker für das Massenpublikum fast gefälliger.
REGENSBURGER: Also, das würde ich nicht taxfrei unterschreiben.
intimacy: art: Nicht? Was war besser verkauft?
REGENSBURGER: De Keersmaeker, was aber eher am Aufführungstermin lag, weil nach den V.S.P.R.S.-Aufführungen Christi Himmelfahrt und ein langes Wochenende kamen.















Deshalb wird der publizistisch gefragte Regensburger nicht müde, seine Geldsorgen jedes Jahr wieder den Journalisten kundzutun.


Schüchtern in die (Familien-)Zukunft und streitlustig ins Tanzparadies

intimacy: art: Was fehlt Ihrer Ansicht nach jetzt noch der "tollen" Tanzszene Österreich, wo wir nicht einmal eine eigene Company von Weltklasse haben?
REGENSBURGER: Immerhin: die österreichische Tanzszene verkauft ihr Image gut. Was dringend und aufholbedürftig fehlt, ist eine zeitgemäße Tanzausbildung: in Wien und in Österreich. Das böte eine solide Grundlage. Aber dieses Thema ermüdet mich ehrlich gesagt. Ich rede seit 25 Jahren davon. Und jedes Mal, wenn ich auch nur einen Gedanken in diese Richtung äußere, gerate ich in ein Kompetenzproblem zwischen Stadt Wien und Bund, wo einer dem anderen das Problem zuschiebt. Der Job der Kulturpolitik ist auch nicht meine Aufgabe. Ich habe meine Kreise schon gedreht und muß mich darin nicht überholen.
intimacy: art: Was die Ausbildung betrifft, scheint Österreich nicht nur im Tanz nachlässig zu sein, sodass unser Staat immer mehr ins Hintertreffen gerät, sondern auch in der Musik über den Bologna-Beschluss sowie im Film.
REGENSBURGER: Das befürchte ich auch. Es regiert generell die Nivellierung. Sie fängt schon im Schulwesen an. Was mich persönlich ja kaum betrifft, weil ich keine Kinder in der Schule habe und nur von betroffenen Freunden sprechen kann. Mit der Erkenntnis: das bewahrende System - abzusehen an der Zurückstufung in den Pisa-Studien - gehört aufgelöst. (Für Mehr click: AUSBILDUNG IN GLOBALER GEFAHR) Ich habe selbst in der Schule ob der Stofffülle geschnauft, aber was heute die Schüler lernen müssen, ist eindeutig zu wenig zielgerichtet und deutlich zu viel.
intimacy: art: Mir geistert die Oberstufe im Rückblick auch als Trauma in der Seele herum. - Sie haben danach sogar noch Wirtschaft studiert!
REGENSBURGER: Ich hab nichts ausgelassen. Ich hab auch mal mit Jus begonnen, wo mich dann das Kirchenrecht abschreckte. Und dann hat mich der Tanz überwätligt und von allem anderen abgelenkt.
intimacy: art: Und das, obwohl Sie nicht tanzen.
REGENSBURGER: Obwohl ich nicht tanze, ja.
intimacy: art: Das ist eigenartig, da ich wenigstens privat Ein-sehr-gerne-Tänzer bin.
REGENSBURGER: Sie sind einfach nicht so schüchtern wie ich.
intimacy: art: Schüchtern?
REGENSBURGER: Ich leb das alles in mir drinnen.
intimacy: art: Hm, ... (schaut Regensburger an) ... Zuseher braucht es ja auch. - Wohin geht nun ImPulsTanz nach dem 25. Jubiläum, wohin gehen Sie?
REGENSBURGER: Nachdem ImPulsTanz aus einem ausgezeichneten Mitarbeiter-Team besteht und inhaltlich jung ist, kann es sich nur positiv weiter entwickeln. Man kann weiter darüber streiten, wohin es gehen soll. Es hat Erfolg. Das alles finde ich toll. Meinen eigenen Weg sehe ich eng damit verknüpft. D.h., ich könnte vordergründig zufrieden sein. Was habe ich versäumt? - Ich habe keine Kinder. Aber dafür muss es nicht unbedingt zu spät sein. Ich habe mit Sicherheit zu wenig Privatleben, und ich würde das gern ein "bißchen gravierend" ändern. Nicht weil ich alt werde, sondern weil ich finde, dass einen dieses Workaholic-Dasein engstirnig macht. Also "persönlich" sehe ich einen großen Handlungsbedarf, professionell haben wir, um dieses blöde Wort zu verwenden, "unsere Hausaufgaben gemacht", mit diesen ganzen Phrasen, "aber am Ende des Tages geht es sich dennoch nicht aus". Also kurz: wir haben das wirkliche Begehren, das Festival besser und besser zu machen und schwelgen nicht in Selbstzufriedenheit, sondern kritisieren uns - sehr wichtig - wegen unserer gegenseitigen Aktionen ...
intimacy: art: In Bezug auf was?
REGENSBURGER: In der Programmierung - denn man macht ja nicht alles alleine, sondern läßt sich auch auf die Programmarbeit anderer Leute ein, die man dann unter Umständen erst beim Festival sieht. - Und da haben wir verschiedene Auffassungen. Aber insgesamt finden wir uns, und das ist sehr belebend.
intimacy: art: Wer ist da alles gemeint: Andrée Valentin, Ismael Ivo, Sie ...
REGENSBURGER: Ja. Das Hauptprogramm end-entscheide ich. Und 8:tension, das Jung-Programm, bestimmt Christa Spatt, den Workshop- und Research-Bereich Rio Rutzinger.
intimacy: art: Und wo gehen die Geschmäcker am krassesten auseinander? Ist das eine Generationsfrage?
REGENSBURGER: Teilweise. Ich spüre in 8: tension aber auch eine hohe Affinität zur konzeptuellen Kunst, sodass der Eros unter Umständen ein bißchen kurz kommt; aber vielleicht wird er ja privat gelebt. (lacht)
intimacy: art (lacht): Soll da etwa eine gegensätzliche Wechselwirkung bestehen?
REGENSBURGER: Eine Ergänzung?
intimacy: art: Ich mache nicht die Erfahrung, dass ich umso mehr Eros, sprich Bewegung durch Gefühl, auf der Bühne zu sehen wünsche, je partnerloser oder asexueller ich lebe. Ich möchte das immer auf der Bühne sehen.
REGENSBURGER: Das ist, glaube ich, individuell ganz verschieden. Manche Leute wollen nur sehen.
intimacy: art: Ja, es gibt Leute, die kompensieren. Ich nicht.
REGENSBURGER: Ja, als Tirolerin.
intimacy: art: Vorarlbergerin mit südtiroler Vater.
REGENSBURGER: Mein Vater ist noch in Meran geboren. Meine Familie kommt eigentlich aus Südtirol.
intimacy: art: Ach, das sagt doch Einiges!
















Ist er diese Sorgen erst mal los, kann er sich die nächsten 25 Jahre endlich einem Kinderwunsch widmen - Dafür schaut er dann auch gleich aus wie ein Dressman ...


FAZIT FÜR EIN LANGZEITFESTIVAL IST IMPULSTANZ INHALTLICH UND FORMAL ERSTAUNLICH JUNG GEBLIEBEN. KARL REGENSBURGER HAT EIN DEMOKRATISCH GEFÜHRTES UNTERNEHMEN ENTWICKELT, MIT INNIGEM GESPÜR FÜR TANZ UND TANZSTARS. ALS GUTMÜTIGER KERL LÄSST ER SICH VON SEINEN LANGJÄHRIGEN CO-KURATOREN BEEINFLUSSEN; DAFÜR WIEDER GAR NICHT VON PARTEIEN - DAS ERGIBT INSGESAMT EINEN NIVEAUVOLLEN, BREITEN PROGRAMMSCHNITT, WO VIELE GROSSE KÜNSTLER KONTINUIERLICH GEZEIGT WERDEN, MANCHE DAGEGEN SELTEN ODER GAR FEHLEN. - EROS (TANZ, DIE INNERE GEFÜHLSBEWEGUNG) KOMMT VOR ALLEM IM JUNGEN SPEKTRUM ZU KURZ.

Fernseh-Tipp: "ImPulsTanz - Perpetuum Mobile" - Ein Porträt von Hannes Gellner über das Tanzfestival * Ort: ARTE * Zeit: 11. 9.2008: 22h30

Unsere ausgewählten ImPulsTanz 2008-Highlights, 10.07-10.08.2008 in Wien:
* TANZ Gala Abend - Ballett-Gala ImPulsTanz´08 * Sücke von und mit: I. Steptext, von William Forsythe & Mariinsky-Kirov-Ballett zur Musik von Bach/Nathan Milstein, II. Le Parc - pas de deux, 1. Akt Rencontre + 3. Akt Abandon von Angelin Preljocaj & Le Ballet De L´Opera National De Paris, Musik: Mozart/Klavierkonzerte, III. Approximate Sonata von William Forsythe mit Antony Rizzi, Leslie Heylmann, IV. Prélude à l´après midi d´un faune / Claude Debussy von Rosas, V. Le Sacre du printemps / Igor Strawinsky von Compagnie Marie Chouinard
* PERFORMANCE gustavia * Von und mit: Mathilde Monnier & La Ribot (F) - Feministischer Humor zweier sympathisch, selbstironischer Top-Künstlerinnen
* PERFORMANCE, SCHAUSPIEL, TANZ Menske * Von: Wim Vandekeybus / Ultima Vez (BE) - Der individuelle Mensch im Aufbruch gegen die Massengesellschaft
* TANZ Orpheus & Eurydice * Von: Compagnie Marie Couinard (CA) - Orpheus-Mythos als universelle Tanzsprache
* INSTALLATIONS-PERFORMANCE Another Sleepy, Dusty, Delta Day * Von: Jan Fabre / Troubleyn (BE)
* INSTALLATION Scattered Crowd * Von: William Forsythe (DE) * Ort: Österreichisches Parlament (!)
* TANZ-PERFORMANCE I is Memory * Choreographie von: Benoit Lachambre * Mit: Louise Lecavalier / Fou Glorieux (Produktion) - Aufwühlendes Anti-Biografiestück auf die rasend schnelle LaLaLa-Human Steps-Ballerina-Ikone


Laufende Kritiken zu den ImPulsTanz-Produktionen gibt es auf intimacy: art, in (click) aKtuell / CRITIC