Tuesday, August 05, 2008

HANS HURCH & ERNST KIENINGER: "KINO-VERMITTLUNG IST ETWAS FÜR HANDARBEITSLEHRERINNEN"

Gleich und gleich gesellt sich gern - wenn man dieselbe Leidenschaft für unterhaltenden Qualitätsfilm besitzt: Ernst Kieninger (links) und Hans Hurch (rechts, Fotos © Elfi Oberhuber)


MIT EINEM SPEKTAKULÄREN ARCHITEKTURENTWURF FÜR EIN FILMKULTURZENTRUM SORGTEN LETZTES JAHR FILMARCHIV AUSTRIA - LEITER ERNST KIENINGER UND VIENNALE - LEITER HANS HURCH FÜR AUFREGUNG. ALS SIE AUCH NOCH MIT DEM GELDGEBER-EHEPAAR INGRID UND CHRISTIAN REDER AUFTRUMPFTEN, WAR DER KNÜLLER PERFEKT, UM DEM KONKURRENZ-ENTWURF DER WIENER SÄNGERKNABEN IM AUGARTEN DIE STIRN ZU BIETEN. DOCH DER BUND ENTSCHIED GEGEN DIE ENGAGIERTE FILM-EIGENINITIATIVE, DIE VOM VOLKSWILLEN GETRAGEN IST. - WIE DAS FILMKULTURZENTRUM INHALTLICH AUSSEHEN KÖNNTE BZW. HÄTTE KÖNNEN, ZEIGT AKTUELL DIE SOMMER-COPRODUKTION KINO WIE NOCH NIE. DIE ZEIT IST JEDENFALLS LÄNGST REIF, ÜBER DAS VERNACHLÄSSIGTE FILMLAND ÖSTERREICH NACHZUDENKEN, MEINEN DIE BEIDEN FILMPROFIS GEGENÜBER e.o.


Gelebte Ahnung vom zukünftigen Filmkulturzentrum

Die Leidenschaft zeigte sich letztes Jahr im gemeinsamen, aufsehenerregenden Augarten-Filmkulturzentrum-Projekt von Delugan Meissl Associated Architects (hier: Perspektive Castellezgasse), wofür sogar private Finanziers gefunden wurden

intimacy: art: Sie decken mit Ihren Persönlichkeiten das historische Filmland Österreich und den qualitativ guten und unterhaltenden (!) Gegenwartsfilm ab. - Vereint das Ihre Sommerkooperation "Kino wie noch nie"?
HANS HURCH: Die spezifischen Qualitäten unserer beiden Institutionen werden darin tatsächlich zusammen geführt: einerseits die archivarische Kompetenz des Filmarchivs Austria hinsichtlich der Kinogeschichte, andererseits das aktuelle Kino aus der ganzen Welt der Viennale, wo wir wiederum Formen auswählen, von denen wir denken, dass sie morgen Geschichte sein könnten. - Was wir heute tun, landet sozusagen morgen im Filmarchiv.
intimacy: art: Kann man sich damit vorstellen, wie ein gemeinsames "Augarten-Filmkulturzentrum" in Wien aussähe?
ERNST KIENINGER: Ja, als atmosphärische Idee, was hier passieren könnte oder hätte können, ist das Sommerprogramm eine Referenz an unser Film-Projekt: an diesem in den letzten Jahren lebendig und kulturell vielfältig gewordenen Ort, der auch für das historische Fundament der reichen Film- und Kinogeschichte im zweiten Bezirk steht, mit einem Publikum, das wir geradezu abholen können. Es kommt im Sommer zu uns und besucht auch sehr "das Kino unter Sternen". Der Bedarf artikuliert sich also konkret hier. Andererseits gilt es generell mit dem Projekt eine Manifestation für Film und Kino in dieser Stadt zu setzen. Also zu sagen: es gibt für "das Gegenwartsmedium schlechthin" einen "Leuchtturm", der symbolisiert, welche Bedeutung Film und Kino in diesem Lande hat. Mit Ruzowitzkys Oscar-Gewinn für Die Fälscher ist diese Notwendigkeit eines Bekenntnisses aktueller denn je geworden.
intimacy: art: Wie ist jetzt der Stand des architektonisch-ästhetisch und -ökologisch vom Büro Delugan Meissl Associated Architects sehr verantwortungsbewußten Bauprojekts, das sie - hier - am Augarten-Spitz realisieren wollten?
HURCH: Nach der politischen Entscheidung vor einigen Monaten vom Bund, Eigentümer des Grundes, und von der geduldig mitentscheidenden Stadt Wien, haben die Wiener Sängerknaben gegen uns Mitbewerber - Filmarchiv und Viennale - den Zuschlag bekommen. Dieser "Konzertkristall" wird daher wohl mit abgeänderten Plänen errichtet werden; selbst wenn es noch einige, ein bißchen schnell und leichtfertig beschlossene Dinge neu zu entscheiden gibt, wie Denkmalschutz-Belange über das Portiersgebäude an der Straßenseite, das schon zum Abriß freigegeben war, was jetzt wahrscheinlich doch nicht gestattet wird ...
intimacy: art: Spekulieren Sie damit doch noch auf den Zuschlag für Ihr Projekt?
HURCH: Nein, das nicht.
intimacy: art: Aber dass die "Sängerknaben" ihr Projekt nicht bauen dürfen?
HURCH: Die Entscheidung ist gefallen. Und die Unterstützer bzw. Sponsor Peter Pühringer werden darauf nicht verzichten, schon weil es für sie wahrscheinlich ein zu großer Imageverlust wäre. Ob "die Sängerknaben" bei den bestehenden Plänen weiterhin politisch die Durchsetzungmöglichkeit haben, wird sicher maßgeblich von den Anrainern im Bezirk beeinflußt werden, die zum Großteil unglücklich mit dieser Entscheidung sind. Da hat man ihnen zugesagt, in bestimmten Entwicklungsprozessen rundum des Augartens eingebunden zu werden, sie andererseits aber vor vollendete Tatsachen gestellt. Es sind also noch viele Unbekannte im Spiel, bis der Spatenstich wirklich passieren wird; und wenn er passiert, weiß man nicht, was noch geschehen wird. Diese Verkomplizierung war aber absehbar: Denn wenn man eine Entscheidung an den Leuten vorbei übers Knie bricht, muss man sich auf deren Antwort gefasst machen. Das ist ein Faktum, das wir nun als Zuschauer mit ansehen. - Im Fall dieser Sommerkino-Kooperation sind wir auch bißchen "Mitgestalter".













Ernst Kieninger wünscht sich seitens Österreich und Wien ein Bekenntnis zu
(s)einem Leuchtturmprojekt für das Gegenwartsmedium schlechthin: den Film

Idee der Synergie als Vorwand zur Subventionskürzung

intimacy: art: Es fiel in der Diskussionsfolge die Idee, alle relevanten Filminstitutionen - das Stadtkino, das Filmarchiv, die Viennale und das Filmmuseum - in einem Filmcenter - möglicherweise auf der Donauplatte - zu vereinen. Das haben Sie jedoch als "Eventcharakter nach Marx-schem Kapitalismus bzw. totalitärem System" ideell beschimpft und örtlich abgelehnt. Da wäre mein Einwand: Könnte man nicht einen Komplex bauen, wo jeder selbständig bzw. individuell mit eigener Linie agiert? Denn von der Logistik her ist von Stadtplaner-Seite ja bekannt, dass einander Unternehmen oder Institutionen an branchen-konzentrierten Orten im Sinne des positiven Wettbewerbs förderlich sind.
HURCH: Also mein Argument über "die freie Marktwirtschaft, die im Monopol endet", hat sich nicht auf das (Film)kulturzentrum-Projekt aus Filmarchiv, Viennale, Filmmuseum, Sängerknaben und wem auch immer bezogen, sondern es war die Antwort auf eine erschreckende Idee eines Journalisten, der meinte, warum man nicht eine Art "Staatsoper für 15.000 Leute" machen könne. - Darauf kann ich nur sagen: das ist nichts, was dem Kino, was unserer Arbeit entspricht. Denn die Formen, wie wir arbeiten, sind jeweils ausdifferenziert und unterschiedlich. - In anderen Ländern ist es absolut üblich und wird nicht einmal darüber diskutiert, dass es ein nationales Archiv geben muss, das für das nationale Kino zuständig ist - so wie das Filmarchiv eben für die österreichische Filmgeschichte - und zudem eine internationale Kinemathek. - Ich hätte gerne mal, dass dieselbe Diskussion mit denselben Fragen und Vorschlägen über die Museen geführt würde. - Das Interessante ist doch, wenn da ein aufgefächertes Angebot von und in einzelnen Häusern existiert, mit spezifischem Profil und in spezifischer Form. Die Aufgabe der Kulturpolitik ist es daher nicht, zusammen zu fassen, sondern größeren Raum für ein größeres Angebot zu schaffen. Die Ausrichtungen einzelner Institutionen soll sie dann definieren. Sodass ich als Leiter eines internationales Filmfestivals reinen Gewissens sagen kann, nicht primär für die Pflege des österreichischen Films zuständig zu sein, wie etwa die Diagonale. Mit dem Zusammenziehen verschiedenster Formen spart man sich außerdem - tausendfach nachgewiesen - ohnehin kein Geld. Da entsteht nur wieder eine andere Form von Konkurrenz. Deshalb finde ich es super, dass das Filmmuseum einen schönen, renovierten Saal mitten in der Stadt hat.
intimacy: art: Ja, aber Filmmuseum-Direktor Alexander Horwath möchte sich ja ausweiten. Und da hat die Politik einfach kombiniert und gemeint, das könnte dann ja gleich mit Ihrem Projekt zusammen gehen.
HURCH: Solche Fusionsüberlegungen sind auch o.k., wenn gerade etwas Konkretes geplant wird. Und bei Bereichen wie Archivierung ist es durchaus sinnvoll, wenn Institutionen zusammen arbeiten, die beide "Filme einlagern". Aber das, worin man sich unterscheidet, wird durch eine Zusammenlegung doch leicht verwischt, wodurch auch das Angebot für das Publikum verwischt und damit reduziert wird. Und daher bin ich dafür, dass in der Kultur die Leute auseinander, nicht immer zusammen gehen. Auch die Filmemacher sollten sich das zu Herzen nehmen. Sie sollten ein bißchen mehr auseinander, statt alle zusammen gehen!
intimacy: art: Könnten Sie diesen Wunsch dann nicht bitte auch gleich gegenüber den Medien in Wien und Österreich äußern, die wahrscheinlich die Haupt-Antriebsfeder für solche Tendenzen sind?
KIENINGER nickt.
HURCH (verschmitzt): Schon Karl Kraus hat gesagt: "In Wien sitzen die Genies so eng getrennt am Kaffeehaus-Tisch, dass sie sich gegenseitig an der Entwicklung hindern."


















Vorerst heißt es aber auch für Co-Leidenschaftskämpfer Hans Hurch, den politischen Entscheidungsrückschlag hin zu nehmen - allerdings mit dem Schalk des Betrachters ...


Filmarchiv Austria und Filmmuseum sind nicht dasselbe

intimacy: art: Wie sehen Sie, Ernst Kieninger, das konkrete Zusammenlegungspotential zwischen Filmarchiv Austria und Filmmuseum Wien?
KIENINGER: Es gibt eine Notwendigkeit, filmkulturelle Infrastrukturen in Österreich auszubauen und weiter zu entwickeln. Wir haben zum Beispiel nichts in der Art einer österreichischen Filmothek bzw. Mediathek, wo man als Benützer herkommen kann, um den Reichtum der Sammlungen einzusehen. Das sollte funktionieren, so wie man Bücher in der Nationalbibliothek ausborgen oder lesen kann. Das Filmarchiv böte mit seinen bereits vorhandenen Film-Sammlungen und -Ausrichtungen den inhaltlichen Backbone. Dabei fokussieren wir nicht auf kuratorische Auswahl bezüglich eines Filmemachers X oder Y, sondern wir gewährleisten eine breite Überlieferung aller österreichischen Produktionen. Die reicht von den Anfängen bis zum Heute. Deshalb sind wir auch aktiv engagiert, alle österreichischen Filme der Gegenwart im produzierten No- oder Low-Budget-Bereich zu erschließen und zu archivieren. Dem gegenüber steht das Filmmuseum, das eine internationale Kinemathek-Aufgabe erfüllt. Es kuratiert internationale Retrospektiven, bringt wesentlich Filme der Filmgeschichte ins Kino, und leistet diesbezüglich in der Erschließung sehr gute Arbeit. Daraus aber nun die zwingende Notwendigkeit zu konstruieren, beides in einem Haus zusammen zu fassen, halten wir für hinterhältig. Weil solche Aktionen immer den "bewährten" Polit-Reflex nach sich ziehen, die "Synergien" zu Einsparungspotentialen zu verwenden. Dabei agieren wir im internationalen Vergleich bereits mit Minibudgets. Wir rangieren als Archiv-Institution im unteren Viertel der europäischen Archive, vergleichbar mit den vernachlässigten osteuropäischen Archiven, die früher einmal stark waren. Wir können uns in keinster Weise mit den Möglichkeiten und Ressourcen größenmäßig vergleichbarer Länder wie Holland oder Belgien messen, ganz zu schweigen von Frankreich und Deutschland. D.h. grundsätzlich gibt es ein strukturelles Defizit am Markt: in der Ausstattung, in der Dotierung. Und inhaltlich muss das Filmkulturzentrum auch ein Studienzentrum für Film angehen. Hier, in der Augarten-Bibliothek, wo wir jetzt sitzen, haben wir zwar eine kleine Möglichkeit geschaffen, wir gehen mittlerweile aber bei 40 und 50 Benutzern pro Tag wirklich über. Sie sitzen schon in den Zimmern der Kollegen, und mit der U2-Anbindung zur Hauptuni ist die Frequenz noch angestiegen.
intimacy: art: Kommen hauptsächlich Studenten?
KIENINGER: Ja. Es gibt also einen echten Nutzungsdruck. Beim Filmmuseum und dessen Bedürfnissen könnte ich mir dagegen eher vorstellen, dass es um die engen Verhältnisse der Lagerung geht. Das sind ganz unterschiedliche Dinge.
intimacy: art: Alexander Horwath wünscht sich jedenfalls ein 5000 Quadratmeter großes Film-Studienzentrum, das das derzeitige Archiv des Filmmuseums, eine ehemalige Fabrik in Heiligenstadt, ersetzen soll, weil das Gebäude aus allen Nähten platze und eine moderne Archiv- und Vermittlungsarbeit unmöglich werde. - Franz Schwartz vom Stadtkino hat indessen angekündigt, aus Geldmangel sein Handtuch zu werfen, bei jenem Kino, das Sie bereits in der Viennale und ebenfalls im Filmkulturzentrum-Projekt integrieren (wollen). Kommt sein Schritt Ihrem Vorhaben entgegen?
HURCH: Nein, das Stadtkino muss es in seiner Funktion und wichtigen Arbeitsleistung heute mehr denn je geben, weil sich der ganze Off- und Programmkino-Sektor immer mehr kommerzialisiert, Sparten, die immer größer und breiter werden, wogegen das Stadtkino eine Bastion aus Niveau und Konsequenz darstellt: es macht neue, untertitelte Kopien eines bestimmten Kinotyps einem Publikum zugänglich, der im kommerziellen Bereich keine Überlebenschance hätte. Das ist ein Kino, das nur subventioniert gezeigt werden kann. Ich finde, das muss sich eine Stadt leisten können, außer sie sagt: "Wir geben die Idee eines kommunalen Kinos auf." - Dann soll sie aber auch die Idee eines hundertmal so teuren Musicaltheaters aufgeben. - Wir, die Viennale, sind die Eigentümer dieses Stadtkinos, das uns die Stadt übertragen hat. Wir werden um sein Überleben kämpfen. Es ist inhaltlich und in der Leitung von uns völlig unabhängig. Wir haben uns nie eingemischt, wobei ich mit dem Franz Schwartz sehr gut bin. Er hat seine Arbeit 25 Jahre gemacht; und auf seine Art soll es auch in Zukunft weiter gehen. Dafür soll seitens der Stadt und einem Beitrag vom bisher nicht beteiligten Bund gesorgt werden. Dass es momentan eine aktuelle Schwierigkeit in der Finanzierung gibt, ist richtig. Es hat seine Ursache im völligen Rückzug des ursprünglichen Subventionierers, der Holding, der Stadthalle. D.h. die Verantwortung wächst direkt der Stadt zu. Diese Entscheidung liegt beim Kulturamt, bei Dr. Mailath-Pokorny, sich zu dem Kino zu bekennen. Franz Schwartz ist nach 25 Jahren entnervt und resigniert von diesem Kampf in erniedrigender Form, sich ewig rechtfertigen zu müssen. Aber er arbeitet mit uns an einer neuen Lösung bezüglich der Nachfolge bezüglich seines Lebenswerks. Seine Mitarbeiterin Gabriela Mühlberger wird das kontinuierlich weiter machen.
intimacy: art: Schwartz sagt: "Es braucht einen Ort, der Filme der gegenwärtigen und zukünftigen Geschichte verfügbar macht." - Darin liegt ja das Geheimnis des bleibenden Erfolgs als Filmland und des qualitativen Films-an-sich. Was Österreich aber nicht ist.
HURCH: Ja. Das Stadtkino ist wichtiger Teil der Filmkultur, der tatsächlich den Film der gegenwärtigen und zukünftigen Geschichte offen hält. Da soll einmal jemand offen sagen: "Wir wollen das nicht!" - Das traut sich niemand sagen, man sagt aber: "Es interessiert uns nicht. Wir wollen mehr als 30.000 Zuschauer dort sehen." - Das ist halt so ein hin und her. Aber ist ja wurscht!
intimacy: art: Weniger "wurscht" wird sein, dass man als Österreicher auch keinen unbedingten Bezug zu Schwerpunkten hat, wie sie etwa die Viennale macht. Damit man so einen Schwerpunkt sofort zu sehen müssen glaubt, bräuchte es unterm Jahr wenigstens einen rudimentären Anreiz von dem jeweiligen Filmemacher oder der jeweiligen Strömung, sodass er bereits im Hinterkopf schlummert, und man dann das ganze Werk sehen will. Auch darin läge für mich der Sinn eines Filmkulturzentrums.














... denn immerhin können sie sich so in Ruhe auf ihre Zusa
mmenarbeit vorbereiten: übers aktuelle Projekt Kino wie noch nie, zum Beispiel.

Als Österreich noch ein Filmland der Hochblüte war

intimacy: art: A propos "Österreich - das Filmland": gab es jemals eine tatsächliche Hochblüte, wenn ja, wie sah zu jener Zeit die Qualität der Filme aus, wie wurden sie finanziert?
KIENINGER: Es gab natürlich Konjunkturzeiten. Die Inflationszeit in den frühen 1920er Jahren hat eine unglaubliche Produktionstätigkeit initiiert. Da sind über hundertzwanzig Filme im Jahr hergestellt worden, die auf den Weltmarkt gekommen sind. Wir profitieren heute noch aus dem starken Exportpotential jener Zeit, indem wir Filme weltweit aufspüren, die bei uns schon längst als verschollen gelten. Dann kam es schon zum - wenn auch abgeschwächteren - klassischen Kino: dem industrialisierten kommerziellen Kino der 50er/60er Jahre, das irgendwo noch wirtschaftlich funktionierte. Danach ist es wie für viele nationale Produktionen immer schwieriger geworden, überhaupt noch Produktionen ohne Förderungen zu machen. Und die Österreichische Filmförderung kam im Vergleich zu anderen europäischen Ländern sehr verspätet, die dann - mit Abstrichen - einen gewissen Ausgleich geschaffen hat. Die wirkliche Zäsur aus der historischen Betrachtung von "100 Jahre Filmgeschichte" trat wahrscheinlich aber Ende der Stummfilmzeit ein, weil man bis dahin ganz einfach und billig für den Weltmarkt Fassungen schaffen konnte, indem man ohne Sprachbarrieren nur die Zwischentitel austauschte. Da hat der österreichische Film in einer ganz kuriosen Hochblüte nach dem Ende des ersten Weltkriegs - auch mit dem damals noch vorhandenen künstlerischen Potential der jüdischen Filmkultur - einige sehr bemerkenswerte Resultate gezeitigt; diese "österreichischen Filmer" haben dann - "mithilfe" der Emigration - als wesentliches Kapitel in Hollywood Filmgeschichte geschrieben.
intimacy: art: War die Bereitschaft vom damaligen Staat, jene Filme in die Welt zu verbreiten, größer als heute?
KIENINGER: Nein. Das waren einfach wirtschaftliche Marktmechanismen, die damals üblich waren. Was den Staat betrifft, gab es nach dem zweiten Weltkrieg leider überhaupt keine Bereitschaft, dem erzwungenen Exodus von österreichischen Filmschaffenden nach Hollywood etwas entgegen zu halten. Man sagte nicht: "Diese Kräfte, diesen kulturellen Aderlaß wollen wir wieder ausmärzen, sie wieder aktiv zurück ins Land holen. Das hat es nie gegeben."
intimacy: art (zu Hans Hurch): Wie ist die Qualität des österreichischen Films Ihrer Ansicht nach heute?
HURCH: Ich - zuständig!?
KIENINGER lacht.
intimacy: art: Ja, weil Sie diesbezüglich eine differenzierte Meinung haben.
HURCH: Hm. Ernst hat auch eine differnzierte Meinung dazu. - Dass ich bestimmte Sachen subjektiv nicht so interessant finde, ist vielleicht nicht so wichtig. Objektiv hat der österreichische Film in den letzten Jahren eine gewisse, internationale Aufmerksamkeit errungen. Das ist hauptsächlich durch Preise, durch Auszeichnungen bei Festivals, ein Faktum und gehört gesagt. Es gibt bestimmte Namen, die sich etabliert haben, wie Michael Haneke, Ulrich Seidl, Barbara Albert, usw., und als Krönung kam nun der Oscar für Stefan Ruzowitzky hinzu, als höchste Form der Auszeichnung im Kino. Das ist das eine. Das andere ist der sogenannte Box-Office: national geht noch immer nur ein verschwindender Anteil von 1,x Prozent an Besuchern in österreichische Filme. Der ist also ganz, ganz gering, während in Frankreich oder Deutschland der Anteil gegenüber dem eigenen Film zwischen 40 und 50 Prozent liegt. Selbst wenn das auch immer vom Jahr und vom jeweiligen Film abhängig ist. Aber in der öffentlichen Wahrnehmung - auch aus dem Interesse der Filmemacher und der Branche selbst heraus - wirkt der österreichische Film sehr propagiert. Man tritt für ihn ein, will mehr Geld, etc. Es herrscht tatsächlich aber ein extremes Mißverhältnis in Österreich zwischen dem Finanzaufwand für Film und Bereichen wie Musiktheater - ohne jene gegeneinander ausspielen zu wollen. Doch Kultur ist nun mal ein Verteilungskampf, auch von Geldern, und da ist die Bewertung der zukommenden Filmförderung, der Produktion, des Vertriebs, der Archivierung, der Propagierung, der Festivals, usw., im Verhältnis sehr unterdotiert ... - Wenn man 47 Mio Euro für den Umbau des Ronacher ausgibt - für eine Hardware, ohne zu wissen, ob die Software jemals funktionieren wird -, dann regiert eine bestimmte Form von Kulturbegriff, die verschoben gehört. Ich finde, jede Kulturpolitik in Österreich und in Wien, ist überhaupt nur daran zu messen, wie weit sich jemand an die großen Verteilungsbrocken heran traut, sprich: die großen Museen, die großen Theater ... Das Verhältnis gilt es zu kritisieren, denn da kommt der Film noch immer zu kurz.












Dass hinter dem Projekt in Wahrheit eine große Vision hinsichtlich des "Österreichischen Films" an sich liegt, erkennt man an Hurchs Meinung über den aktuellen Österreich-Film ...

Nach Subventionszuschüssen seitens Stadt Wien noch immer hinter anderen Ländern - warum?

intimacy: art: Immerhin scheint es aber nun seitens Politik doch ein verstärktes Bewußtsein für Film zu geben. Der bereits erwähnte Ruzowitzky hat nach seinem Oscar-Gewinn tatsächlich wieder die Diskussion angeheizt, die Filmförderung generell zu erhöhen, was zunächst seitens Unterricht-, Kunst- und Kulturministerin Schmied (SPÖ) mit einem Willen in Richtung 20 Millionen seitens Österreichischen Filminstituts bejaht, dann offiziell durch die Koalition, sprich Finanzminister Molterer (ÖVP), abgelehnt wurde, was zuletzt nun vor dem Wahlkampf zumindest seitens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ Wien) mit einer Erhöhung Mitte Juli 2008 für Wien in den nächsten beiden Jahren um 4,25 Mio beantwortet wurde, sodass der Filmfonds Wien (Geschäftsführer Peter Zawrel) nun jährlich zehn Mio statt acht Mio Euro zur Verfügung hat. Außerdem wird die Fernsehfilmförderung mit einem eigenen Budget (2009: eine Mio, 2010: 1,5 Mio) ausgegliedert werden, sodass Film und Fernsehen nicht mehr um dieselben Mittel konkurrieren. Und Kunstfilm (plus 150.000 Euro) sowie Kinoförderung (plus 100.000 Euro) werden ebenfalls erhöht. Schließlich soll noch eine eigens eingerichtete Servicestelle Vienna Film Commission mit einem Budget von 500.000 Euro den Drehort Wien promoten, was mit einem volkswirtschaftlichen Rückflussgedanken verbunden sein mag. - Die Grünen wiederum halten das alles noch immer für zu wenig und sprechen von Versäumnissen des Bundes. Wobei wir aber wissen, dass die zuvor allein regierende ÖVP mit dem damaligen Kunststaatssekretär Franz Morak vor der allgemeinen Wirtschaftsrezession auch schon in den heimischen Film investieren wollte, wenn auch mit einer Idee von Film, die die jetzt vorherrschende Alternativ-Genre-Ästhetik in eine weitere, vielleicht zum Teil auch kommerziellere Richtung gelenkt hätte. - Blicken wir nun auf den allgemeinen Ruf des amerikanischen Filmmarkts, so ist jener im Kontrast zu jenem des österreichischen Films im In- und Ausland homogen. Das heißt: der amerikanische Film wird von den Amerikanern so sehr geliebt wie vom Ausland, und zwar von der kommerziellen bis zur "künstlerisch" eigenständigen Dimension. Die Amerikaner schauen überhaupt nur amerikanische Filme an, außer in New York, wo auch eine ausgeprägte, gut besuchte Independent- und Spartenkino-Szene herrscht. Was machen die Amerikaner und auch andere Länder besser?
HURCH: Das amerikanische Kino ist gar nicht so gut, wie man immer mit leichtem Erschauern sagt - "die sind halt unglaublich gut, vor allem handwerklich, kommerziell ...". Eigentlich stimmt das gar nicht, wenn man sich den durchschnittlichen amerikanischen Film im Kino anschaut. Der lebt zwar stark von bestimmten technischen Besonderheiten, von einer bestimmten Tonstrategie, so großartig ist das aber nicht. Der wesentliche Aspekt ist, dass das amerikanische Kino ein kommerzielles Kino ist und auch kommerziell funktionieren muss - es ist kein staatliches Kino. Die Amerikaner müssen daher für jeden Film ein bestimmtes Geld ins Marketing, in die Werbung stecken; sie müssen den ganzen DVD-Markt mit dazu aufmachen, sie müssen wie Disney tausend Gadgets und Promotionartikel produzieren, mit denen sie inzwischen mehr verdienen als mit den Filmen selbst. Da existiert einfach eine Riesenindustrie, und die Frage stellt sich folglich gar nicht, ob die gut oder schlecht ist. Das ist wie wenn ich fragen würde: Sind die amerikanischen Autos gut oder schlecht? Ich wüßte es nicht. Die Japaner sind wohl billiger, vielleicht sind sie aber auch besser? - Also, ich hab keine Ahnung. Tatsache ist, dass die Amerikaner immer schon eine große arbeitsteilige Industrie rundum das Kino entwickelt haben, und auch sehr aggressiv die Weltmärkte bedienen. Ist man in Argentinien oder irgendwo anders, laufen dort die amerikanischen Blockbuster rauf und runter. Diese weltweite Industrie vermarktet als Produkt halt Film: mal bessere, mal schlechtere Filme. Auch das Independent Kino ist inzwischen nicht mehr wahnsinnig lebendig, sagt man zumindest. Ich finde dennoch immer wieder schöne, ungewöhnliche Arbeiten - die aber ebenfalls total auseinander gehen: Es gibt sehr kleine Ausnahme-Arbeiten - zu sehen in der Viennale. Was aber Jim Jarmusch und bestimmte Leute darstellten, also wirklich "das Independent-Kino der 80-er, teilweise 90-er Jahre", das gibt es eigentlich nicht mehr. Das Sundance Filmfestival ist irgendwie das Bild davon, es war mal etwas besonderes, jetzt ist es nur noch der Talenteschuppen für das Produzenten-Brüderpaar Weinstein und Co. Was man von den Amerikanern daher am besten lernen kann, ist ein gutes Marketing. - Und die anderen Länder machen es ein bißchen richtiger, aufgrund einer eigenen Geschichte, höherer gesetzlicher Investition ins Kino, sowie auch protektionistischer Gesetze wie die Franzosen, die durch bestimmte Verhältnis-Regulierungen die heimisch-nationale Filmindustrie gegenüber der amerikanischen stärken. Letztlich unterscheidet sich also der Film im Grunde von keinem anderen Marken- oder Kulturprodukt.
intimacy: art: Ja, die Franzosen und etwa auch die Schweizer haben prozentuelle Anteilsverpflichtungen, die die heimischen Formate ausmachen müssen.
HURCH: Stimmt, auch im Fernsehen. Und sollte es in Österreich eine Verpflichtung geben, dann ist die schwindend mickrig. Der ORF wird ohnehin dafür kriitisiert, dabei so wenig aktiv zu sein. Wir müssen das daher ständig wiederkäuen.
KIENINGER: Meiner Ansicht nach gehört in Österreich tatsächlich primär das Bewußtsein für das Marketing - dass es also auch etwas nach der Produktion geben muss, um einen Film erfolgreich zu machen - gestärkt. Ein Gegenbeispiel, dass es in Österreich durchaus funktionieren kann, ist die vom Standard, Hoanzl und von mir herausgegebene DVD-Edition Der österreichische Film, die wir wirklich sehr erfolgreich und anhaltend auf dem österreichischen Markt lanciert haben. Wir haben dadurch österreichische Filme in einer Größenordnung in den Vertrieb gebracht, wie man es vorher nicht für möglich gehalten hätte.
HURCH: Ja, fragte man selbst Ernst oder Claus Philipp (vom Standard) ganz ehrlich, "hättest Du gedacht, dass das so einschlägt?" Sagten sie "nein". Dass es dann wirklich funktioniert hat, beweist, dass es doch möglich ist.
KIENINGER: Und das Erfolgsgeheimnis war tatsächlich "nur" ein ganz professionelles, nachhaltiges Marketing, das Erschließen von Vertriebswegen, wofür wirklich Knochenarbeit geleistet wurde. Da wurden Stückzahlen von Filmen erzielt, die als DVD inzwischen mehr Publikum gefunden haben als seinerzeit im Kinoeinsatz. Es stimmt zuversichtlich, dass es auch solche Wege geben kann.
HURCH: Das ist so wichtig zu sagen, weil es auf der anderen Seite zeigt, wo kein privates Interesse oder Engagement besteht: Etwa auf der Seite der Verleihe, die einen öserreichischen Film nur spielen, weil sie dafür eine gewisse Kinostart-Förderung bekommen. Dagegen geht der Hoanzl wie ein guter Geschäftsmann an die Sache heran und überlegt sich etwas dazu: wo er seine Ständer hinbauen kann, was er zu Pappe macht, wo sich Deals mit Großvertrieben wie Libro abschließen lassen ... Das Ideal für den österreichsichen Film wäre wahrscheinlich also eine Verbindung von der künstlerischen bzw. Produktionsseite mit bestimmten professionellen Möglichkeiten. Nur gibt es bei uns kein privates Risiko - was ich im Film auch nicht verlange, weil ich nicht möchte, dass österreichische Produzenten in Konkurs gehen, weil weder eigenes Geld, noch vom Staat vorhanden ist. Ein Problem ist außerdem die in Österreich generell vorherrschende "ständische" Haltung, von wegen "wir sind die ..." und "haben den Anspruch auf das ...", von der ich nicht glaube, das sie auf Dauer funktionieren wird. Man könnte sich auf der anderen Seite aber auch - ein durchaus interessanter Gedanke - ganz bescheiden und sagen: "Österreich betrachtet Film als ausschließliches Kulturgut, und leistet es sich als kleines Land, dafür so und so viel Geld auszugeben." Auch wenn man dann bei jedem Film, der aus Österreich kommt, davon ausgehen kann, dass er nicht wahnsinnig viele Zuschauer haben wird. Immerhin wäre es dann interessantes Kino. - Das wäre auch eine Möglichkeit.
intimacy: art: Aber so funktioniert es ja jetzt. Vor einer antikapitalistischen, antikommerziellen Rechtfertigung.
HURCH: Nicht wirklich. Weil nur lauter Bastard-Filme zustande kommen, und zwar in allen Richtungen.
intimacy: art: Ja, denn es ist nicht sicher, ob das alles, was da rauskommt, so wahnsinnig "interessant" ist ... Andererseits gibt es die gut besuchten Kabarettfilme ...
HURCH: ... Kabarettfilme, ... dann "In drei Tagen bist du tot" ... - da funktioniert immer nur der erste, der zweite nicht mehr. Und auf der anderen Seite machen die Leute wieder ganz Abgehobenes - was ich nicht nur negativ meine. Insgesamt ist es so eine komische Vorstellung von Kino, die die ... (resigniert) ... Ach, ist ja egal ...
intimacy: art: Macht es Deutschland besser als Österreich?
HURCH: Nein.
KIENINGER lacht.
HURCH: Fußball spielen die Deutschen besser.














... den wiederum Kieninger Marketing-mäßig zu bewerben weiß - und sich dabei selbst überrascht!


Zur neuen Polit-Wunderpille "Vermittlung"

intimacy: art: Damit die Leute eben nicht nur "Kabarettfilme" ansehen wollen, sie sich nicht nur "oberflächlich" auf der Event-geschrienen Marketingebene für Filme interessieren, liegt das neueste Argument in der Sensibilisierung des Mittelbaus. Man will den Mittelbau bilden, worunter auch Journalisten im breiten Ausmaß - nicht nur die einschlägigen Kritiker - fallen, sodass deren Interesse "echt" und nachhaltig sein kann. In der Folge wird man sich wirklich ernsthaft und aufbauend Filme ansehen wollen, was jene dann als Opinionleader weiter tragen. Ein Zugpferd ist in dieser Hinsicht momentan der Verleih Filmladen, der sich sehr bemüht, Journalisten Filme in der Vorschau zu zeigen, bevor jene ins Kino kommen. Ich selbst sehe dadurch plötzlich unterm Jahr Filme, die zuerst bei der Viennale gelaufen sind, die ich dort wiederum nicht anzuschauen schaffte, weil zu jenem begrenzten Festival-Zeitraum einfach zu viele Filme laufen. Ich hätte normalerweise also den einen oder anderen sehr guten Film, genau genommen die deutschen Dokumentarfilme über Kubas und Rußlands örtliche Hauptstädte-Einblicke "Havanna - Die neue Kunst, Ruinen zu bauen" von Florian Borchmeyer und "Rubljovka - Straße zur Glückseligkeit" von Irene Langemann, sowie den rumänischen Spielfilm "4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage - 4 luni, 3 saptamini si 2 zile" von Christian Mungiu übersehen, was mir aus jetziger Sicht sehr leid tun würde. - Hätten Sie auch Ideen, wie man den "Mittelbau" verstärkt erreichen und damit die Vermittlung ausbauen könnte?
HURCH: Nein. Ich bin ein großer Gegner der Vermittlung. Das halte ich für das alte, klassische, sozialdemokratische Vorurteil gegen die Kunst: nämlich dass Kunst an sich so langweilig ist, dass sie vermittelt werden muss. Claudia Schmied hat sogar gesagt - selbst gehört: "Die Künstler sollten die Vermittlung am besten gleich mitbedenken." - Das ist ein völliger Blödsinn. Die Politik hat selbst nur die Aufgabe, auch für niedrige Gesellschaftsschichten den Zugang zu schaffen. Sie soll endlich freie Tage in den Museen einrichten und das kommunizieren. - Warum funktioniert wohl Die lange Nacht der Museen? - Weil man einfach den Leuten sagen muss, dass es das gibt und sie es sich anschauen sollten. Danach kann sich jeder sein eigenes Bild davon machen. Dieses ewige didaktische Vermitteln, wo sich die armen Schüler dann den "lebenswichtigen Fälscher" anschauen müssen, ...
intimacy: art lacht.
KIENINGER lacht.
HURCH (kampfeslustig): Der Mittelbau soll daher geschwächt werden, er soll zerschlagen werden! Es soll keine Vermittlung geben! So etwas wollen nur Handarbeitslehrerinnen, die sich als Ministerinnen verkleiden. Zugänge und Information sind genug.
KIENINGER (bekräftigt): Dieses Didaktische, dieses Pädagogische nimmt dem Werk ja auch die ganze Aura, die Spannung weg.
intimacy: art: Ja, wenn´s falsch gemacht ist, sicher die Freude und Lust.
HURCH: Bei einem Beispiel für ideale Vermittlung muss ich an meine Schulzeit denken: da wurden Filme gespielt, wie sie hier während des Sommerkinos als Stummfilm-Reihe gezeigt werden: mit Laurel und Hardy. Während der zwei Stunden waren die Lehrer froh, ins Wirtshaus gehen zu können. Sie haben weder Einführung, noch Erklärung gehalten, und wir haben eine Riesengaudi gehabt, an der Existenz des Kinos und einmal mit einem Film allein gelassen zu werden. - Der Walter Benjamin hat gesagt: "Das einzige ist, den Schock des Kunstwerks verlängern."
KIENINGER lacht.
intimacy: art: lacht.
HURCH: Alles übrige ist vergriffene Schmied-Theorie: dass irgendwelche Lehrer den Leuten etwas aufs Aug drucken, um dann - auch das habe ich selbst gehört - zu fragen (mit verstellter "rührseliger" Stimme): "Wie hättet Ihr Euch verhalten? Hättet Ihr die Zivilcourage gehabt, beim Fälscher aufzustehen und zu sagen: Ich mach da nicht mit?" - So banal läuft also die Vermittlung ...
KIENINGER: Mir ist die allgemeine Vermittlung auch zu zäh.
HURCH (selbstironisch): Möglicherweise sind wir aber die schlimmsten Vermittler und schimpfen nur immer auf die Vermittler ...
















Von der Vermittl
ungswut einer Claudia Schmied hält Hans Hurch nicht viel ...

Zurück zur Natur statt auf zur Filmkultur

intimacy: art: Können Sie mit "Die Fälscher"-Produzent Aichholzers Zitat etwas anfangen, "Österreichs gegenwärtige Filmpolitik verhält sich wie eine der Nachkriegszeit"?
KIENINGER: Ja, als Nicht-Politik.
HURCH: Aichholzer meint wohl, dass Film damals keinen Stellenwert gehabt hätte, kein Bewußtsein dafür da war, und dass sich seitdem nichts geändert hat. - Das Schönste wird daher, glaube ich, wohl sein, wenn die Natur wieder zurück kommt und alles überwuchert, sodass die Kultur völlig vernichtet wird. So wie es da schon an der Türe verwittert, so soll´s werden. (zu Kieninger) Schau, das finde ich das allerschärfste! (zeigt zur Türe)
KIENINGER (schaut in die gezeigte Richtung im Studienzimmer seines "Augarten"-Filmarchivs"): Oh je, das sehe ich auch zum ersten Mal.
intimacy: art: Bevor die Sintflut herein bricht, noch mal zum Stand der Vorzeigeländer und zum Fortschritt, wie echtes Interesse geweckt werden könnte: Zuletzt wurde etwa über den Filmladen auch ein Querschnitt des aktuellen italienischen und francophonen Gegenwartskinos, das dann im Votivkino lief, gezeigt, sodass man sagen muss, dass jene Filme in der Regel eine gesunde Mischung von Action, Politik, Erkenntnis und Fantasie an den Tag legen, was ich als Zuseher - ganz ehrlich erfreut über diese Qualität - neu erfaßt habe.
HURCH: Die nationale Filmgeschichtsschreibung ist ja immer ein bißchen etwas Kompliziertes. Wenn ich heute eine Filmwoche sehe, die "das neue italienische Kino" heißt, dann sieht man sicher nur ein paar neue italienische Filme ...
intimacy: art: ... aber nicht einmal die würde man ansonsten unterm Jahr sehen ...
HURCH (einwandlustig): Man muss eh nicht alles sehen, ist eh schon alles so verschmutzt!
intimacy: art: Hätte ich sie aber nicht gesehen, wüßte ich nicht, was für tolle Sachen dort in jüngster Zeit entstehen. Umso stärker merke ich, wie der österreichische Film dem gegenüber stilistisch, atmosphärisch und inhaltlich nachhinkt. - Könnten Sie sich vorstellen, wenn Sie als Viennale im Filmkulturzentrum beteiligt sind, vermehrt solche Dinge zu zeigen?
HURCH (wieder ernst): Alles kann man zeigen. Der Film soll jedenfalls keine sekundäre Berechtigung haben, sondern eine primäre. Ebenbürtig einem Streichquartett von Beethoven, ebenbürtig dem kommerziellen Kino. Und bin ich nach der Sichtung eines Films der Meinung, dass der Film eine bestimmte Qualität hat, indem er dem Leben der Menschen ein Gefühl oder eine Information hinzu fügt, und dass ich danach selbst ein bißchen weniger blind und taub als vorher bin, dann ist das bestimmt ein guter Film. Aber wenn man zwölf italienische neue Filme zusammen sucht, wovon man genau weiß, zehn davon sind Schmus - und das erlebe ich stets bei Festivals - dann brauche ich keine italienisch-nationale Filmwoche. - War das wirklich gut?
intimacy: art: Naja, ich habe ehrlich gesagt nur jeweils einen Französischen und drei Italienische gesehen. Die zumindest waren aber nachwirkend gut.
HURCH: ... so hoffen wir das also auch für den Rest ... - Schon weil ich immer gerne ein bißchen zuspitze und dann hoffe, dass es doch nicht so schlimm sei ...
intimacy: art: Ich fand als "Stichprobe" "La Faute a fidel" von Julie Gravas und "Mio fratello è figlio unico" ("Mein Bruder ist ein Einzelkind") von Daniele Luchetti bzw. "Non pensarci - Denk nicht an uns" von Gianni Zanasi, bzw. "Romanzo criminale - Kriminaltango" von Michele Placido so überaus toll, weil man die ganze historische Politdebatte in Italien, den Nationalstolz von Italien und Frankreich, deren Temperament und Mentalität quer durch alle Schichten mitgekriegt hat, sodass sich das politische Heute, durchaus sympathisch, zurück verfolgen lässt.
HURCH: Das politische Kino in Italien ist tot, tot, tot.
intimacy: art: Und außerdem konnte ich dank Filmladen innerhalb des neuen, britischen Films mit "Bankjob" von Roger Donaldson eine langsam eintretende, neue Entwicklung des intelligenten Krimi-Actionfilms registrieren, sowie mit "1 Mord für 2" von Kanneth Brannagh die Tendenz, Theaterstoff-Filme mit internationaler Starbesetzung (Michael Cane und Jude Law) fürs Massenpublikum attraktiv zu machen.
HURCH: Das stimmt, das sind wieder neue Genres geworden.
intimacy: art: Glauben Sie, dass es in Österreich jemals einen erfolgreichen Actionfilm geben wird?
HURCH: Nein, ich glaube nicht wirklich, dass Österreich ein Land fürs Actionkino ist, wobei man natürlich zuerst definieren müßte, was ein Actionfilm ist. Ich weiß also nicht wirklich, ob es mehr ein Land dafür ist als andere Länder. Kriege wurden jedenfalls schon genug geführt.
















... und Kieninger (übrigens ein Skorpion-Mann im Sonnenzeichen) eigentlich auch nichts.

Ärger und Freude als Zeichen lebendiger Kunst

intimacy: art: Die Viennale zeigte letztes Jahr einige Filme, die wahre Zumutungen sind wie - ganz besonders - etwa "Hamilton" von Matthew Porterfield, oder einige asiatische Filme wie "Mogari no mori" von Kawase Naomi. Da dachte ich, "ich platze". - Ich habe mich also insgesamt fast so oft maßlos geärgert wie gefreut, wobei mir im Schnitt die französischen Filme nach wie vor am besten gefielen. Die unerträglichen Filme entstehen wie viele Werke anderer Kunstrichtungen immer mehr aus dem Geist der Bildenden Kunst. Sie wirken wie extra gemachte Antikunst, ohne Rücksicht auf erzählerische oder formale Technik - und oft ist das aber nicht einmal absichtlich so entstanden, sondern zufällig oder aus Geldnot. Und das wird dann über die PR als scheinbar "Subjektiv Echtes" bzw. "Wahres Leben" eines Individuums gezeigt ...
HURCH: Nein, ich glaube nicht, dass alles, was im Kino ungewöhnlich ist, das mit Zeit oder Raum arbeitet, Bildende Kunst beeinflußt ist. Hamilton ist zum Beispiel ein Film, der wirklich sehr filmisch ist. Nur hat er eine andere Form von erzählerischer Struktur und Umgang mit Zeit, was ein anderes "Sich-drauf-Einlassen" erfordert. Manchmal hat die Ungeduld, die man spürt, auch sehr viel mit einem selbst zu tun. Ich merke das selbst, da ich auch ungeduldig bin, bei Filmen oder anderem. Doch manchmal gibt es jenen bestimmten Moment, wenn man den überstanden hat, dann kommt man in den Film rein, und dann wird das alles plötzlich sehr schön. Nicht jeder langsame Film ist gut, und nicht jeder langsame Film ist schlecht. Es gibt auch sehr viele schlechte Actionfilme. Und es gibt sehr viel fades Kunst- oder auch Kitschkino. Ein Film muss nur in filmischen Mitteln erzählt werden; manche tun das in einer sehr verdichtenden, konzentrierten Form. So genau kann ich mich an Hamilton auch gar nicht erinnern, ich habe dabei aber das Gefühl gehabt, dass man von diesem Stillstand in dem Leben der Leute dieses Viertels in Baltimore, die nicht weiter kommen oder viel zu jung in ein Leben mit Kindern geraten, schon Interessantes finden kann.
intimacy: art: Ich sehe jedenfalls diese Kunstrichtung als Einbahnstraße der pseudointellektuellen Suche nach Neuem an, die nur in der Sackgasse münden kann.
HURCH: Ich glaube, die Welt braucht auch Einbahnstraßen, und wahrscheinlich auch Sackgassen. Sonst wären wir ja nur noch auf der Autobahn unterwegs.
intimacy: art (zu Kieninger): Haben Sie auch noch eine Einbahnstraße zu empfehlen?
KIENINGER: Nein, meine Traum-Einbahnstraße ist leider einem anderen Projekt zugesprochen worden ...
HURCH: Deshalb kommen Sie zur nächsten Viennale, ich lad Sie dann zu einem Film wie Hamilton ...
intimacy: art: ... ja, dann werde ich Ihnen Ihren Hamilton um die Ohren schmeißen ...
HURCH: Das ist doch ein Versuch wert.
intimacy: art: Tja, dann müssen Sie mir als Gegenleistung aber auch eine eigenständig-komplexe Künstlerfigur wie Alfred Hitchcock zeigen. - Solche Kaliber gehen mir nämlich im internationalen - ganz zu schweigen vom nationalen - Film wahnsinnig ab!













Hans Hurch (Sternbild Krebs) ist jedenfalls bei allem Ernst immer zu einem Scherzchen a la Karl Kraus aufgelegt, sodass er selbst als "unterhaltender Qualitätsmann" das Pendant zu seinem von ihm präferierten Film darstellt.


FAZIT
DAS FILMARCHIV AUSTRIA ZEIGT, WIE STARK DER ÖSTERREICHISCHE
FILM EINMAL WAR. DIE VIENNALE, WIE STARK DER GEGENWÄRTIGE INTERNATIONALE FILM IM SCHNITT GEGENÜBER DEM HEUTIGEN ÖSTERREICHISCHEN FILM IST. NACH DER SOMMERKOOPERATION KINO WIE NOCH NIE WIRD ENDGÜLTIG KLAR, DASS DAS JAHR ÜBER EIN STÄRKERES BEWUSSTSEIN FÜR DEN QUALITATIV HOCHWERTIGEN UND UNTERHALTENDEN FILM GENÄHRT WERDEN MUSS, DAMIT SICH DER HEIMISCHE FILM ENDLICH ORIENTIEREN KANN - UND AKZEPTANZ FINDET! VOR ALLEM GILT: DAS ECHTE INTERESSE DES VOLKES ZU WECKEN - MÖGLICHERWEISE KÖNNTE DAS EIN STUDIENZENTRUM IM (NOCH) UTOPISCHEN FILMKULTURZENTRUM BESSER ALS EIN SCHUL-VERMITTLUNGSPROGRAMM!

VIENNALE 2008: 17. bis 29.10.2008!

Unsere Tipps für KINO WIE NOCH NIE - Open Air am Augartenspitz, 4.7.- 17.8.2008
* So ist Paris, F 2008 * Von: Cédric Klapisch
* Wild River / Wilder Strom, USA 1960 * Von: Elia Kazan * Mit: Montgomery Clift
* Kurz-Stummfilmprogramm Laurel & Hardy (USA 1929/28) + Charles Chaplin (1916/17), mit Life-Klavierbegleitung von Gerhard Gruber
* At Close Range / Auf Kurze Distanz, USA 1986 * Von: James Foley * Mit: Sean Penn
* La Messa È Finita / Die Messe ist aus, I 1985 * Von: Nanni Moretti * Mit: Nanni Moretti
* You Can Count On Me & Zähl auf Mich, USA 2000 * Von: Kenneth Lonergan * Mit: Matthew Broderick
* Stagecoach / Ringo, USA 1939 * Von: John Ford * Mit: John Wayne
* Memento, USA 2000 * Von: Christopher Nolan
* Eternal Sunshine of the Spotless Mind, USA 2004 * Von: Michel Gondry * Mit: Jim Carrey, Kate Winslet
* Out Of The Past / Goldenes Gift, USA 1947 * Von: Jacques Tourneur * Mit: Robert Mitchum, Kirk Douglas
* Den Tüchtigen gehört die Welt / The Uppercrust, A/USA 1980 * Von: Peter Patzak * Mit: Lukas Resetarits (Kottan)
* Leonard Cohen: I´m Your Man, USA/CDN 2005 * Von: Lian Lunson * Mit: Leonhard Cohen, Nick Cave, Bono
* Letter From an Unknown Woman / Brief einer Unbekannten, USA 1948 * Von: Max Ophüls * Mit: Joan Fontaine, Louis Jourdan
* Kurzer Prozeß, BRD 1967 * Von: Michael Kehlmann * Mit: Helmut Qualtinger
* The Second Civil War / Die Kriegsmacher, USA 1997 * Von: Joe Dante * Mit: Beau Bridges, James Coburn
* Schamlos, A 1965 * Von: Eddy Saller
* The Funeral / Das Begräbnis, USA 1996 * Von: Abel Ferrara * Mit: Christopher Walken, Isabella Rossellini, Vincent Gallo
* The General / Der General, USA 1927, mit Live-Vertonung von Bernhard Fleischmann * Von: Clyd Bruckman, Buster Keaton * Mit: Buster Keaton
* Grindhouse, USA/CDN 2007 * Von: Robert Rodriguez, Quentin Tarantino * Mit: Kurt Russell

Wednesday, July 23, 2008

KARL REGENSBURGER: "ICH HAB SCHLAFLOSE NÄCHTE WEGEN DES GELDES UND SCHÜCHTERNE TRÄUME VOM TANZ"

Wer hätte gedacht, dass sich hinter diesem sonnigen Gemüt von ImPulsTanz-Leiter Karl Regensburger (Fotos: © Elfi Oberhuber) eine schüchterne Seele verbirgt ...


EUROPAS GRÖSSTES TANZFESTIVAL, IMPULSTANZ WIEN, FEIERT 25-JÄHRIGES JUBILÄUM - EIN GRUND, DEN KÜNSTLERISCHEN LEITER, KARL REGENSBURGER, ZUM INTERVIEW ZU BITTEN UND IHN AUCH GLEICH MIT DEM VORWURF ZU KONFRONTIEREN, DEN LETZTES JAHR SCHON ISMAEL IVO HÖREN MUSSTE ... - IMMERHIN GAB ES HEUER ABER EINE AUSGESPROCHEN "EROS-REICHE" BALLETTGALA. WAS DER "SCHÜCHTERNE" SYMPATHICUS MIT VERWEGENER SEITE AN INTIMITÄTEN DAZU UND ZU POLITGEHEIMNISSEN DER ÖSTERREICHISCHEN TANZLANDSCHAFT AUF LAGER HAT, GESTAND ER e.o.


Mehr Eros im Motto-boykottierten ImPulsTanz-Programm

intimacy: art: Letztes Jahr beklagte ich mich im Interview bei Ismael Ivo, dass ImPulsTanz nie bzw. selten sprühenden Tanz zeige, der aus dem Eros schöpft ...
KARL REGENSBURGER: Mhm, daraufhin hat er dann bei der Biennale in Venedig ein ganzes Festival programmiert ...
intimacy: art: Nein, sein Eros-Programm in Venedig war der Auslöser meiner Beanstandung (zum Interview click hier) mit Wien im Vergleich. - Nun ist sein Vertrag dort noch um ein weiteres Jahr verlängert worden.
REGENSBURGER: Ja, und er soll noch einmal um drei Jahre verlängert werden. Die anderen Direktionen dauerten immer nur ein bis drei Jahre, Ismael scheint in dieser Funktion nun die Pensionierung anzustreben (lacht) ...
intimacy: art: Jedenfalls gibt es bei ImPulsTanz heuer nun doch Eros: Sogar Angelin Preljocaj wurde eingeladen. - Haben Sie dieses Programm für mich gemacht?
REGENSBURGER: Ja, selbstverständlich, alles für Sie! - Nein, ich glaube, Sie tun uns unrecht. "Eros" findet in unserer Festivalprogrammation immer breiten Raum. Bei 45 Produktionen kann es aber nicht nur Eros geben. Wir versuchen, verschiedene Strömungen des zeitgenössischen Tanzes abzubilden, mit manchmal dem Konzeptuellen, manchmal dem Eros im Vordergrund. "Reiner Tanz" war über die Jahre immer zu sehen, denn prinzipiell programmieren wir "breit".
intimacy: art: Bei der Eros-Reklamation geht es ja nicht unbedingt um das Thema der Liebe, sondern um die auratische Komponente im Tanz. Die Aura geht mir generell an den Tanzkünstlern ab, sie scheint sich nicht mehr zu entwickeln.
REGENSBURGER: Kämen Sie öfter in unsere Festival-Lounge, dann könnten Sie sie säen.
intimacy: art: Nein, ich möchte als Journalist kritisch bleiben dürfen, weil man das der Kunst schuldig ist. Ich fürchte mich davor, meine Meinung durch Sympathien manipulieren bzw. kaufen zu lassen.
REGENSBURGER: Dem ist ja auch die Politik ausgeliefert.
intimacy: art: Leider. - Warum sind nun aber noch immer keine lateinamerikanischen, südeuropäischen bzw. Länder im Festival vertreten, in denen Tänzer mit Körpern leben, in denen von Geburt an der Tanz steckt?
REGENSBURGER: Der afrikanische Tanz ist etwa im Workshop-Bereich präsent, aber - das stimmt - im Programm in letzter Zeit weniger. Koffi Kôkô wäre mit einer sehr schönen Produktion geplant gewesen. Absurderweise scheitern genau diese Vorhaben an den teuersten Flugpreisen in die ärmsten Länder der Welt. 1500 Euro pro Ticket sind bei einer etwa 15-köpfigen Company nicht leistbar, wozu noch Visa-Schwierigkeiten kommen. Da bedarf es sämtlicher Interventionen, selbst für Stipendiaten. - Es hat da in der Vergangenheit auch Mißbrauch gegeben, deshalb ist man jetzt so vorsichtig. - Aber zumindest performt heuer bei uns eine Moravia Naranjo aus Venezuela. Es könnte auch sein, dass man mit der Fortdauer eines Festivals intellektueller wird und zu vielen Strömungen Platz einräumen will. Da könnte man unangenehmerweise sogar dem Motto der angepeilten Weltrepräsentation verfallen: "Von jedem Dorf ein Hund." - Detailliert geht es uns um choreographische Strukturen und Außergewöhnlichkeiten, wo das Leben-an-sich noch nicht ein Grund ist, auf die Bühne gebracht zu werden. Sondern das Leben findet bei uns auf der Hinterbühne statt. Und in den Ländern, wo der Tanz den Menschen innewohnt, ist die choreographische Aus- und Weiterbildung aus verschiedensten Gründen mangelhaft. Nein, wir versuchen bewußt konzeptuelle Festivals zu vermeiden, schon weil ich an kein Motto glaube. Mottos werden in der Regel mißbräuchlich verwendet.
intimacy: art: Ja, gerade in der Nationalitätenzuordnung passiert das aus politischen Beziehungsgründen zwischen den Ländern ständig. In den Fällen von Moravia Naranjo oder Akram Khan ist es aber so, dass sie die herkunftsmäßige Identitätssuche als Emigranten selbst thematisieren.

Wissen und Geschmack nach all den Jahren

intimacy: art: Je länger ich mich mit Tanz beschäftige, desto stärker verlange ich als Zuschauer nach einem gewissen Maß an "Effekt" neben der "Intelligenz". D.h., ich gebe mich nicht mehr mit lebenspessimistischen, langatmigen Installationen zufrieden - obwohl mich das am Anfang wegen des scheinbaren Rätsels einer tieferen Wahrheit angezogen hat; also wenn die Leute auf der Bühne stehen und nichts tun, sodass die Zeit nicht zu vergehen scheint. Mittlerweile ist das für mich unerträglich geworden. Hätte es mich früher geärgert, hätte ich mich allerdings nicht getraut, das zu sagen. Das geht bestimmt vielen Journalisten so, weil sie nach außen hin intelligenter scheinen wollen. - Wie hat sich der Geschmack bei Ihnen entwickelt?
REGENSBURGER: Ich muss mich einerseits unbedingt unmittelbar angesprochen fühlen. Andererseits habe ich natürlich eine Entwicklung durchgemacht: Anfang der 80-er sah ich zum ersten Mal als tänzerisch Blauäugiger Trisha Brown und konnte nichts mit ihr anfangen. Zehn Jahre später war und ist sie bis heute eine meiner Lieblingschoreografinnen. Man lernt und wächst hinein und läuft Gefahr, plötzlich elitär zu programmieren. Für ein Festival ist der gesunde Mix wichtig, sodass auch neues Publikum einsteigen kann. Da unser Festivalpublikum aber ebenso aus vielen Tanzprofis besteht, müssen wir zeigen, wohin der Tanz geht. Dieser Spagat ist teilweise schwierig nachzuvollziehen, doch wenn er gelingt, dann ist er sehr beabsichtigt. Der Selbstzweck verneigt sich sozusagen vor den Freunden, die einen Regenbogen verkörpern.
intimacy: art: Sind demnach die kleinen Insiderstücke, die einen quälen, für Sie heute das Größte?
REGENSBURGER: Nicht unbedingt. Mein Bauch ist immer präsent.
intimacy: art: Was meinen Sie dann mit dem Begriff "elitär"?
REGENSBURGER: Die Gefahr der Kopflastigkeit schraubt sich wie eine Spirale hoch. Besonders sensibel ist da die Auswahl junger Choreographen, die viele Anfängerfehler machen, was der kuratierende Kenner beiseite zu wischen in der Lage sein und versuchen muss, das besondere Potential zu erkennen. Er muß sich, je nach Stufe des Choreographen, mit einer anderen Erwartungshaltung hinein begeben. Als Viel-Reisende scannen wir im Vorfeld. Viele Produktionen werden aber eingeladen, die erst im Entstehen sind. Diese Auswahl von großer Sorgfalt ist durch viel Leiden begleitet: bei 100 Performances an etwa 70. Das gehört dazu und darf dich halt nicht generell verärgern. Die Arbeit darf dir nie egal werden. Denn das Herz muss immer dabei sein, auch fürs Scheitern.
intimacy: art: Da ist das ausschließliche Interesse für Tanz vielleicht hinderlich. Ich brauche alle Kunst, um mich für jede Einzelne anhaltend begeistern zu können.
REGENSBURGER: Sie wissen ja gar nicht, was ich alles brauch!
intimacy: art: lacht.
REGENSBURGER: lacht.
intimacy: art: Sie haben einmal von Ihrer William-Forsythe-Vorliebe gesprochen. Existiert die noch?
REGENSBURGER: Nach wie vor. Forsythe ist ein wunderbarer Künstler. Ich habe, ehrlich gesagt, länger gebraucht, die Tanzsprache von Anne Teresa De Keersmaeker zu verstehen. Heute liebe ich sie. Forsythe dagegen wirkte auf mich Anfang der 90-er sofort prägend, seine Kraft, und seine - für mich - ungeheure Emotion.
intimacy: art: Haben Sie seine "Heterotopia"-Installation im Tanzquartier gesehen?
REGENSBURGER: Heterotopia sah ich zur Premiere in Zürich, während ich gemeinsam mit Luc Bondy durch die Räume der Halle am Schiffbauerdamm eilte.
intimacy: art: Und hat sie Ihnen gefallen?
REGENSBURGER: Forsythes Schaffen hat sich da zu Zürich hin fortentwickelt. Das ist ein interessanter Ansatz. Doch finde ich die Entscheidung des Bill schade, dass keine Stücke wie Eidos: Telos oder Alienation, Alienaction mehr entstehen, die er wahrscheinlich aus den Ärmeln schütteln könnte. Vielleicht ist er im Moment aber auch nicht rasend daran interessiert, wie zu Ballett-Frankfurt-Zeiten mit einer Company von 40 Leuten zu arbeiten, was sicher ermüdend und anstrengender ist.
intimacy: art: Also, ich war von diesem jüngeren Werk "Heterotopia" (Link zur Heterotopia-Kritik auf intimacy: art) sehr enttäuscht .. Ich hatte mir von diesem großen, viel zitierten Namen so viel erwartet ...
REGENSBURGER: Dazu paßt diese schöne Geschichte, die ich gerade über Al Pacino gelesen habe, dem nach seinem neuen Film Zwei Minuten nach der Kinoaufführung in New York von einer enttäuschten Passantin vorgeworfen wurde, dass sein neuer Film völliger Dreck sei. Darauf zückte Pacino mit einem "Excuse me" zehn Dollar und reichte sie ihr.
intimacy: art: lacht ... das kann er sich aber auch nur bei einer leisten ...
REGENSBURGER: Also Forsythes Steptext während unserer Ballettgala, ein Stück aus den späten 80-ern zur Musik von Bach, ist garantiert unfaßbar schön. Das rührt mich fast zu Tränen. Aber ich bin ja auch a bissl a Wacher.
intimacy: art: Tja, als doppelter Löwe im Sternbild - was eigentlich fast ein Widerspruch in sich ist, oder auch deshalb gerade nicht ...
















... die schüchterne Seele eines Träumers, der sich die schönen Sehnsüchte über den bloßen Anblick des Tanzes erfüllt.

Von den Künstlergrößen zum Therapieschuppen

intimacy: art: Ich finde es auch aufwühlend, wenn jemand das aktuelle Gesellschaftsproblem trifft. Wie Wim Vandekeybus in "Menske" in expressionistisch effektiver Tanzsprache, indem er aufzeigt, dass die Menschheit als Masse in Teilkulturen zerfällt, wo sich der Einzelne selbst realisieren kann, jedoch den Halt der Gemeinschaft verliert. Wie sieht sich ImPulsTanz als Institution innerhalb dieses Wechselspiels?
REGENSBURGER: ImPulsTanz ist im positiven Sinn ein Festival einer Gemeinschaft, wo ohne klare Trennungen der Austausch zwischen Zuschauern und Darstellern funktioniert. Wir sind überhaupt kein Schicki-Micki-Festival, schon wegen des Workshop- und Stipendiumprogramms. Außerdem ist die Tanzwelt noch nicht so unendlich gross wie die Star-tum-geprägte Welt des Theaters oder der Oper, mit viel stärkerer Hackordnung. Was auch damit zu tun hat, dass ein Choreograf für seine Werke ständig junge Leute, junge Tänzer treffen will, bei denen die Gemeinschaft ganz etwas anderes darstellt. Vielleicht ist das im Film mit einem Robert-Redford-Sundance-Filmfestival zu vergleichen ...
intimacy: art: ... der ja auch ein Löwe ist ...
REGENSBURGER: Anderen bekannten Schauspielern ist es wahrscheinlich völlig wurscht, wie es den jungen Kollegen geht.
intimacy: art: Dieser Teilkulturen-Spiegel in "Menske" repräsentiert für mich nun die Tänzergesellschaft schlechthin. Tänzer gehören oft zur verunsicherten Spezies Mensch. Das habe ich bei einigen Workshops von ImPulsTanz erfahren, wo immer eine Menge komischer Gestalten in schwierigen Lebensphasen herumgeistern.
REGENSBURGER: Immer? Doch sicher nicht ausschließlich!
intimacy: art: Da sind eigentlich immer sehr komische Gestalten, sowohl im Sinne einer momentanen, sexuellen Desorientierung bezüglich des Ausprobierens des eigenen Geschlechts als auch im Sinne des gesellschaftlichen Zerfalls der Werte eines Gemeinschaftsgefühls, wo für den unterbewußt verirrten Einzelnen der Workshop ein Auffanglager ist, wo er sich über seinen Körper zu orientieren versucht.
REGENSBURGER: Sie haben die Workshop-Reihe also als riesigen Therapie-Schuppen empfunden. (lacht)
intimacy: art: Nicht nur. Ich habe mich auch gerne bewegt.
REGENSBURGER: Wir sind die größte Therapieveranstaltung Europas! (lacht) Kommen Sie zu uns!
intimacy: art: Ja, ja. Wahrscheinlich spielt sich das vor alllem in den Einsteiger-Workshops ab, wonach sich erst herauskristallisiert, ob es jemandem wirklich ums Tanzen geht. - Mir wäre aber schon da lieber ein Kunsthort, der nicht so sehr vom Beziehungsstreben gelenkt ist, was auch noch zu Aufträgen führen soll.
REGENSBURGER: Da denken wir ähnlich. Es ist ein Phänomen der heutigen Jugend, vielleicht sogar schon der Mitteljährigen, dass private und professionelle Grenzen sehr leicht verschwimmen. Obwohl ich zum Beispiel Anne Teresa De Keersmaeker als entfernte Freundin oder gute Bekannte empfinde, bleibt sie für mich immer eine hoch respektierte Person. Ich sehe in ihr zuerst die Künstlerin.
intimacy: art: Sie pflegt auch eine Wand der Distanz, einen Schutzwall.
REGENSBURGER: Es dauert Jahre, um den zu durchbrechen. Aber viele junge Leute, wie der sehr umgängliche Emio Greco, werden irgendwann als Alleweltsfreund gesehen und gar nicht mehr als Künstler. Das ist ein Phänomen. Ein Chris Haring steigt dagegen für mich aufgrund seiner Arbeit in ein Respektsniveau auf, sodass ich ihm nicht mehr so lässig auf die Schulter klopfen kann. Vielleicht hängt das in Wahrheit also von der Person ab. Generell gibt es aber Sensorien im Menschen, die diese Grenze leicht überschreiten.

Andererseits ist Regensburger aber durchaus in der Lage, den unschönen Dingen des Lebens ins Auge zu blicken - wie vereinnahmenden Parteipolitikern, zum Beispiel, ...

SPÖ und Schicki-Micki als Gegensatz

intimacy: art: Wenn man ein Festival als Forum für Interessen und darin eine Gemeinschaft oder Heimat sieht, ist das eigentlich ein sozialdemokratischer Gedanke. Andererseits kommt der Glaube der Partei SPÖ hinzu, nur unverkäufliche, sperrige Kunst bzw. Kunstaustausch mit anderen Ländern im Sinne des Integrationsgedanken fördern zu müssen. Eigentlich steht ImPulsTanz für das. - Steht es auch noch für mehr?
REGENSBURGER: Wollen Sie damit sagen, dass wir sämtliche Kriterien sozialdemokratischer Förderungspolitik erfüllen und trotzdem nicht genug Förderung bekommen?
intimacy: art: Davon weiß ich nichts. - Man könnte anders fragen: Die eben beschriebenen Kritierien erfüllt auch das Tanzquartier, worin unterscheidet sich ImPulsTanz?
REGENSBURGER: Ich habe eigentlich das Gefühl, dass Links und Rechts heute völlig verschwimmen, sodass sich die Sozialdemokratie nicht unbedingt links ansiedelt, und das Konservative auch nicht mehr rechts. Manchmal ist das positiv, oft empfinde ich es als negativ. Aber wenn man diesen harten linken Gedanken wie "Integration", und, und, und ... anspricht, dann sind wir schon mehr als das, weil wir uns aus gutem Grund vor etablierter Kultur verneigen, wenn sie die notwendige Qualität hat. Da ist es mir dann wieder völlig egal, ob das manche als Schicki-Micki-tum empfinden. Uns geht es um die Kunst, unbedeutend, wie sie sich präsentiert: Nur das Künstlerische muss zu spüren sein. - Ich könnte also auch mit der Art eines Harnoncourt gut umgehen, obwohl er mit seinem standfesten Kunstwillen nicht unbedingt das Basisdemokratischste ist, ... Auch Forsythe ist sehr konsequent. Diese Leute sind streng, haben bestimmte Ansichten, die sie mittlerweile auch verstehen, durchzusetzen.
intimacy: art: Durchaus sehr gute TänzerInnen und SängerInnen schätzen diese Absolutheit, um die eigenen Grenzen überschreiten zu können. Sie sehen das nicht unbedingt als autoritär an, sondern als Willen zur höchsten Kunst.
REGENSBURGER: Und andere brauchen wieder äußersten Freiraum zur Selbstbestimmtheit, damit sie das schaffen. Auch solche Künstler und Kreationen gibt es bei uns.
intimacy: art: Und Sie sind als Chef auf der einen Seite wieder total lässig, auf der anderen strahlen Sie mit Ihrem Ehrgeiz hinter der Arbeitserfüllung auf motivierte Mitarbeiter ab. Manche Leute brauchen ja ein bißchen Drill.
REGENSBURGER: Bei manchen meiner Ansicht nach einzuhaltenden Vorgaben bin ich ein bißchen strenger und wenig kompromißbereit. Das gebe ich zu. Kontroletti bin ich aber keiner. Im Festivalrhythmus spüre ich allerdings - wenn die budgetären Sorgen riesengroß sind - ...
intimacy: art: .. wie jedes Jahr ...
REGENSBURGER: Ja, und trage ich das zu sehr nach außen, wirkt sich das auf das Betriebsklima aus. Weil sich die Mitarbeiter dann auch sorgen. Sodass wir uns nur noch Sorgen machen und nix mehr weiter geht. Damit umzugehen ist sehr heikel, sowie dabei authentisch zu sein. Ich glaube aber nicht, dass es für eine "Führungsfigur" gut ist, ihren Launen total freien Lauf zu lassen, um authentisch zu sein. Sondern die Authentizität liegt in der Verpflichtung, das Schiff irgendwo hinzusteuern. Ob es dir da gut oder schlecht geht, ist sekundär. Man kann auf jeden Fall in Führungsposition viele Leute runterziehen, sie andererseits sehr begeistern. Geht´s mir gut, spüre ich, wie das um sich greift.
intimacy: art: Also wenn der leere Finanztopf gefüllt ist?
REGENSBURGER: Das gehört dazu, damit man zumindest überlebt. Glücklich macht uns jedoch, wenn die Aufführungen und die Workshops funktionieren.
intimacy: art: Haben Sie zwischendurch Minus-Konten?
REGENSBURGER: Schwerste, ja.
intimacy: art: Dann muss man am Ende die Zinsen auch noch zahlen.
REGENSBURGER (nickt): Mhm. So ist es; und die steigen gerade.















... denn ließe eine Parteienzusammenarbeit Rückschlüsse auf ImPulsTanz und dessen Tanzprogramm zu, gibt´s von Regensburger ein eindeutiges "Nein!".


Parteiloser ohne Stallgeruch als Vorteilsproblem

intimacy: art: Noch mal kurz zu dieser Parteien-Geschichte: Ich habe im Internet gelesen, dass Sie Partei-Mitglied sein sollen. Stimmt das?
REGENSBURGER: Um Gottes Willen. Von welcher Partei?
intimacy: art: SPÖ.
REGENSBURGER: Nein, sicher nicht. Ich bin im Kuratorium der Gesellschaft für österreichische Kulturpolitik für Tanz verantwortlich, das ja. Das könnte höchstens eine SPÖ-nahe Organisation sein. Der fehlende Stallgeruch wird mir sogar vorgeworfen. Da tue ich mir schwerer als manch anderer.
intimacy: art: Komisch, mich scheint es immer zu Leuten zu ziehen, die ein bißchen zu einer Partei tendieren, ihr aber gleichzeitig kritisch gegenüber stehen. Sie wollen sich nicht vereinnahmen lassen.
REGENSBURGER: Genau, das möchte ich überhaupt nicht. Ich finde, dass es dem Normalbürger ziemlich wurscht sein wird, was sich der Leiter des ImPulsTanz-Festivals zur Tagespolitik denkt. Das sollte auf das Festival keine Rückschlüsse zulassen. Ich versuche daher relativ neutral zu sein, selbst wenn es nicht immer zum Vorteil ist. Wenn du die Position in einer gewissen Aequidistanz zu halten versuchst - was nichts mit mangelnder Stellungnahme zu tun hat, sondern mit einem Empfinden von zwei zu trennenden Welten -, dann gelingt es sehr leicht, dass du für die Roten ein Schwarzer, für die Schwarzen ein Roter bist, und du zu den Grünen auch nicht gehörst. Sich aber von jemandem in eine Bewegung hineintreiben zu lassen, um das Eigene abzusichern, ist mir doch zuwider, ganz egal, welche Farbe diese Bewegung hat.
intimacy: art: Das schlägt sich auch im Programm nieder, wobei es für mich in der Ausgewogenheit ein bißchen zu sozial "alternativ", also im Schnitt "zu klein" ist. Ich würde lieber ein paar kleine Sachen weglassen und dafür eine richtige Besonderheit mehr einladen. - Generell merkt man die standfeste Unabhängigkeit dem Qualitätsniveau aber an. Was im Tanzquartier ja nicht der Fall ist...
REGENSBURGER: Beim Tanzquartier habe ich von einer Riesenchance geträumt, die sich dann nur für einige Leute erfüllt hat. Es macht jedenfalls keinen Sinn, wenn die Tanzquartier-Vorstellungen immer nur die gleichen 50-100 Leute sehen. Die Halle E daneben steht leer. Dort passiert nichts, höchstens Musicals oder Ballettproduktionen, wo einem das Geimpfte aufgeht.
intimacy: art: Wie kann man aber als Nicht-SPÖ-Mitglied den Bundespräsident Heinz Fischer als Ehrenschutz bekommen?
REGENSBURGER: Indem man ganz naiv anfragt. Und er sagte nicht nur ja, sondern fragte zurück, "was tun wir bei mir in der Hofburg? Nur einen Cocktail zu trinken ist ja auch nicht lustig." Der eine oder andere tanzaffine Mitarbeiter hat seinen Entschluß aber sicher auch durch Hintergrundinformationen bekräftigt. Außerdem ist der Bundespräsident ja überparteilich.
intimacy: art: Der Bundespräsident, ja ...

Schweißtreibende Sorgen bereiten dem aufopfernden Tanzbegeisterten indessen jährlich 300.000 Euro Bank-Schulden, deren Zinsen wachsen, weil das Kulturamt der Stadt Wien jenen Beitrag seit vier Jahren nicht genehmigt ...

Die schlaflosen Nächte des Karl Regensburger

intimacy: art: Also wie ist jetzt Ihre finanzielle Situation in genauen Zahlen?
REGENSBURGER: Für das Gesamtbudget 2008 von 4,3 Mio. Euro erhoffen wir uns von der Stadt Wien 1,85 Mio. Euro, vom BMUK 450.000, von der Europäischen Gemeinschaft 400.000. Über Sponsoring und internationale Stiftungen lukrieren wir ca. 600.000, sowie ca. 1 Mio durch Karteneinnahmen und Kursgebühren. In diesen 4,3 Mio sind nicht inkludiert: Medienkooperationen im Wert von ca. 500.000 Euro. Sodass wir eine Eigenfinanzierungsquote von 50 Prozent erreichen. Das ist nach wie vor ein sensationeller Wert. Das, obwohl unsere Initiative mit den Jahren immer teurer wird, weil sie bei immer höheren Anforderungen wächst und zur Schaltstelle im europäischen Tanzgeschehen geworden ist. Dieses Kundenservice müssen wir also jetzt bieten, wofür wir mehr Leute brauchen. Und zu einem Betrieb einer gewissen Größenordnung kommen dann die langjährigen Mitarbeiter im Anstellungsverhältnis mit Abfertigungsrücklagen, etc. Für diese Betriebsdauer sind wir jedoch eine äußerst schlanke, gut funktionierende Organisation. In der Zeitperiode 1 der Wiener Theaterreform von Seiten des Kulturamtes mit einer Förderung pro verkaufter Karte durch 30 Euro bedacht zu sein, ist im Vergleich zu anderen Institutionen in Wien - Wiener Festwochen, Tanzquartier, Vereinigte Bühnen - kaum zu verbessern. Insofern sollte ein offenes Ohr für den offenen Betrag da sein, weil wir auch nicht zaubern können.
intimacy: art: Wieviel fehlt also?
REGENSBURGER: Auf den Vier-Jahres-Zeitraum von 2006-2009: 300.000 Euro pro Jahr. Wir schreiben jetzt Juni 2008, und ich verhandle noch immer.
intimacy: art: Ach, rückwirkend. Und mit wem?
REGENSBURGER: Mit dem Kulturamt der Stadt Wien, mit Kulturstadtrat Dr. Andreas Mailath-Pokorny. Es wird einfach keine Entscheidung getroffen. Begonnen haben die Verhandlungen für diesen Term im Herbst 2004.
intimacy: art: In diesem Fall sprechen Sie also jedes Jahr von denselben Sorgen, denn davon haben Sie mir schon vor vier Jahren erzählt.
REGENSBURGER: Ja, so absurd ist das, aber ich hoffe, daß wir das gemeinsam mit der Stadt Wien lösen werden.
intimacy: art: Das bereitet Ihnen also schlaflose Nächte.
REGENSBURGER: Manchmal tatsächlich ja. Schlimmstenfalls könnte das Konkurs oder zumindest eine Reduktion des Festivals auf unter 50 Prozent bedeuten, da wir auch die letzten Jahre irgendwie aufholen müßten. Das Festival würde generell kleiner werden, ...
intimacy: art: Und dass der Bund etwas zahlt?
REGENSBURGER: Der fördert uns relativ gut, für eine spezielle Initiative, die in Wien stattfindet. Und immerhin gab es von Seiten des Bundes die letzten Jahre die notwendigen Steigerungen bezüglich der Inflationsabgeltungen. Also die Leute, von denen man glaubt, dass sie uns sehr nahe seien, gerade dort, tu ich mir auf einmal schwerer. Es gibt diese absurde Situation, wo ich von einem schwarzen Kunststaatssekretär gefragt wurde, ob ich nicht etwas zur EU-Präsidentschaft im Rahmen von Tanz machen wollte, wo ich dann Dance Austria @ Brussel organisierte. - Und danach warfen mir Leute vor: "Du bist dem Morak sei Bua."
















... sondern auf die Wartebank schiebt. Da wird selbst der freudigsten Seele Lachen und Träumen vergehen, was sich dann auf das Betriebsklima und sorgenvolle Mitarbeiter auswirkt.


Tanz-Ausweitung über ein Festival und Wien hinaus

intimacy: art: Mit den Kooperationen versuchen Sie sich nun über das Festival bzw. Wien hinaus auszuweiten. Wie?
REGENSBURGER: Nun ja, mit der sommerszene Salzburg gemeinsam zeigen wir Three Atmospheric Studies von Forsythe und Keeping Still von De Keersmaeker & Janssens in Salzburg, sowie Roderich Madl und Silke Grabinger (die österreichische Tänzerin, die sich als junge 20-jährige in Las Vegas eineinhalb Jahre lang beim Cirque du Soleil mit acht Aufführungen in der Woche gestählt hat), Jean Luc Ducourts Dekonstruktion des klassischen Balletts, und Hubert Lepka in Wien. Das sind kleine Ansätze, die sich aus langjähriger Zusammenarbeit und Sympathie zwischen Michael Stolhofer und mir ergeben haben. Und über ImPulsTanz-Specials in Kooperation mit Roland Geyer haben wir in Wien versucht, auch unterm Jahr große internationale Gastspiele in Wien zu präsentieren. Zweimal Rosas am Theater an der Wien und Alain Platel mit V.S.P.R.S: ...
intimacy: art: Platel wäre auch mit einer Premiere 2008 geplant gewesen, stattdessen kommt Marie Chouinard mit "Orpheus und Eurydike" - was ist da passiert?
REGENSBURGER: Die Uraufführung seines neuen Stückes sollte in Wien stattfinden, nur konnten wir dann nicht mithalten. Wir sind international mit unseren Budgets eine kleine Nummer. Ich möchte auch gar nicht mit der Ruhrtriennale konkurrieren. - Dass dort die Uraufführung vonstatten geht, ist völlig in Ordnung. Schon weil ich Alain Platel sehr gern mag. Generell geraten wir diesbezüglich aber leicht an Grenzen.
intimacy: art: Finanziell oder emotional?
REGENSBURGER: Finanziell. Emotional habe ich wenn, dann höchstens ein Problem mit dem Manager, nie mit dem Künstler. Selbst wenn sich Künstler hinter Managern verstecken... Alain ist aber generell ein sehr feiner Mann.
intimacy: art: Er denkt in großen Dimensionen. Wenn er etwas Besonderes haben will, muss es wahrscheinlich entsprechend kosten dürfen. Viele große Künstler sind überdurchschnittlich, weil sie darauf bestehen.
REGENSBURGER: Das Budget würde sich schon machen lassen. Nur bestehen halt manche Veranstalter wie der Hund am Knochen auf diese Premiere, und manche Intendanten definieren sich genau über das. Sodass dann die Intendanten wichtiger sind, als die Künstler.
intimacy: art: Mir ist es egal, wo das vorher gelaufen ist. Aber auf Alain Platel habe ich mich trotzdem sehr gefreut. Das ist doch ein äußerst intelligenter, netter Mann.
REGENSBURGER: Ein sehr sensibler Mensch vor allem.
intimacy: art: Er hat genau den Geschmack, wo die Balance zwischen Intellekt und Effekt getroffen wird - wobei es aber sicher noch viele Leute gibt, die nichts mit seiner Arbeit anfangen können. Da ist eine De Keersmaeker für das Massenpublikum fast gefälliger.
REGENSBURGER: Also, das würde ich nicht taxfrei unterschreiben.
intimacy: art: Nicht? Was war besser verkauft?
REGENSBURGER: De Keersmaeker, was aber eher am Aufführungstermin lag, weil nach den V.S.P.R.S.-Aufführungen Christi Himmelfahrt und ein langes Wochenende kamen.















Deshalb wird der publizistisch gefragte Regensburger nicht müde, seine Geldsorgen jedes Jahr wieder den Journalisten kundzutun.


Schüchtern in die (Familien-)Zukunft und streitlustig ins Tanzparadies

intimacy: art: Was fehlt Ihrer Ansicht nach jetzt noch der "tollen" Tanzszene Österreich, wo wir nicht einmal eine eigene Company von Weltklasse haben?
REGENSBURGER: Immerhin: die österreichische Tanzszene verkauft ihr Image gut. Was dringend und aufholbedürftig fehlt, ist eine zeitgemäße Tanzausbildung: in Wien und in Österreich. Das böte eine solide Grundlage. Aber dieses Thema ermüdet mich ehrlich gesagt. Ich rede seit 25 Jahren davon. Und jedes Mal, wenn ich auch nur einen Gedanken in diese Richtung äußere, gerate ich in ein Kompetenzproblem zwischen Stadt Wien und Bund, wo einer dem anderen das Problem zuschiebt. Der Job der Kulturpolitik ist auch nicht meine Aufgabe. Ich habe meine Kreise schon gedreht und muß mich darin nicht überholen.
intimacy: art: Was die Ausbildung betrifft, scheint Österreich nicht nur im Tanz nachlässig zu sein, sodass unser Staat immer mehr ins Hintertreffen gerät, sondern auch in der Musik über den Bologna-Beschluss sowie im Film.
REGENSBURGER: Das befürchte ich auch. Es regiert generell die Nivellierung. Sie fängt schon im Schulwesen an. Was mich persönlich ja kaum betrifft, weil ich keine Kinder in der Schule habe und nur von betroffenen Freunden sprechen kann. Mit der Erkenntnis: das bewahrende System - abzusehen an der Zurückstufung in den Pisa-Studien - gehört aufgelöst. (Für Mehr click: AUSBILDUNG IN GLOBALER GEFAHR) Ich habe selbst in der Schule ob der Stofffülle geschnauft, aber was heute die Schüler lernen müssen, ist eindeutig zu wenig zielgerichtet und deutlich zu viel.
intimacy: art: Mir geistert die Oberstufe im Rückblick auch als Trauma in der Seele herum. - Sie haben danach sogar noch Wirtschaft studiert!
REGENSBURGER: Ich hab nichts ausgelassen. Ich hab auch mal mit Jus begonnen, wo mich dann das Kirchenrecht abschreckte. Und dann hat mich der Tanz überwätligt und von allem anderen abgelenkt.
intimacy: art: Und das, obwohl Sie nicht tanzen.
REGENSBURGER: Obwohl ich nicht tanze, ja.
intimacy: art: Das ist eigenartig, da ich wenigstens privat Ein-sehr-gerne-Tänzer bin.
REGENSBURGER: Sie sind einfach nicht so schüchtern wie ich.
intimacy: art: Schüchtern?
REGENSBURGER: Ich leb das alles in mir drinnen.
intimacy: art: Hm, ... (schaut Regensburger an) ... Zuseher braucht es ja auch. - Wohin geht nun ImPulsTanz nach dem 25. Jubiläum, wohin gehen Sie?
REGENSBURGER: Nachdem ImPulsTanz aus einem ausgezeichneten Mitarbeiter-Team besteht und inhaltlich jung ist, kann es sich nur positiv weiter entwickeln. Man kann weiter darüber streiten, wohin es gehen soll. Es hat Erfolg. Das alles finde ich toll. Meinen eigenen Weg sehe ich eng damit verknüpft. D.h., ich könnte vordergründig zufrieden sein. Was habe ich versäumt? - Ich habe keine Kinder. Aber dafür muss es nicht unbedingt zu spät sein. Ich habe mit Sicherheit zu wenig Privatleben, und ich würde das gern ein "bißchen gravierend" ändern. Nicht weil ich alt werde, sondern weil ich finde, dass einen dieses Workaholic-Dasein engstirnig macht. Also "persönlich" sehe ich einen großen Handlungsbedarf, professionell haben wir, um dieses blöde Wort zu verwenden, "unsere Hausaufgaben gemacht", mit diesen ganzen Phrasen, "aber am Ende des Tages geht es sich dennoch nicht aus". Also kurz: wir haben das wirkliche Begehren, das Festival besser und besser zu machen und schwelgen nicht in Selbstzufriedenheit, sondern kritisieren uns - sehr wichtig - wegen unserer gegenseitigen Aktionen ...
intimacy: art: In Bezug auf was?
REGENSBURGER: In der Programmierung - denn man macht ja nicht alles alleine, sondern läßt sich auch auf die Programmarbeit anderer Leute ein, die man dann unter Umständen erst beim Festival sieht. - Und da haben wir verschiedene Auffassungen. Aber insgesamt finden wir uns, und das ist sehr belebend.
intimacy: art: Wer ist da alles gemeint: Andrée Valentin, Ismael Ivo, Sie ...
REGENSBURGER: Ja. Das Hauptprogramm end-entscheide ich. Und 8:tension, das Jung-Programm, bestimmt Christa Spatt, den Workshop- und Research-Bereich Rio Rutzinger.
intimacy: art: Und wo gehen die Geschmäcker am krassesten auseinander? Ist das eine Generationsfrage?
REGENSBURGER: Teilweise. Ich spüre in 8: tension aber auch eine hohe Affinität zur konzeptuellen Kunst, sodass der Eros unter Umständen ein bißchen kurz kommt; aber vielleicht wird er ja privat gelebt. (lacht)
intimacy: art (lacht): Soll da etwa eine gegensätzliche Wechselwirkung bestehen?
REGENSBURGER: Eine Ergänzung?
intimacy: art: Ich mache nicht die Erfahrung, dass ich umso mehr Eros, sprich Bewegung durch Gefühl, auf der Bühne zu sehen wünsche, je partnerloser oder asexueller ich lebe. Ich möchte das immer auf der Bühne sehen.
REGENSBURGER: Das ist, glaube ich, individuell ganz verschieden. Manche Leute wollen nur sehen.
intimacy: art: Ja, es gibt Leute, die kompensieren. Ich nicht.
REGENSBURGER: Ja, als Tirolerin.
intimacy: art: Vorarlbergerin mit südtiroler Vater.
REGENSBURGER: Mein Vater ist noch in Meran geboren. Meine Familie kommt eigentlich aus Südtirol.
intimacy: art: Ach, das sagt doch Einiges!
















Ist er diese Sorgen erst mal los, kann er sich die nächsten 25 Jahre endlich einem Kinderwunsch widmen - Dafür schaut er dann auch gleich aus wie ein Dressman ...


FAZIT FÜR EIN LANGZEITFESTIVAL IST IMPULSTANZ INHALTLICH UND FORMAL ERSTAUNLICH JUNG GEBLIEBEN. KARL REGENSBURGER HAT EIN DEMOKRATISCH GEFÜHRTES UNTERNEHMEN ENTWICKELT, MIT INNIGEM GESPÜR FÜR TANZ UND TANZSTARS. ALS GUTMÜTIGER KERL LÄSST ER SICH VON SEINEN LANGJÄHRIGEN CO-KURATOREN BEEINFLUSSEN; DAFÜR WIEDER GAR NICHT VON PARTEIEN - DAS ERGIBT INSGESAMT EINEN NIVEAUVOLLEN, BREITEN PROGRAMMSCHNITT, WO VIELE GROSSE KÜNSTLER KONTINUIERLICH GEZEIGT WERDEN, MANCHE DAGEGEN SELTEN ODER GAR FEHLEN. - EROS (TANZ, DIE INNERE GEFÜHLSBEWEGUNG) KOMMT VOR ALLEM IM JUNGEN SPEKTRUM ZU KURZ.

Fernseh-Tipp: "ImPulsTanz - Perpetuum Mobile" - Ein Porträt von Hannes Gellner über das Tanzfestival * Ort: ARTE * Zeit: 11. 9.2008: 22h30

Unsere ausgewählten ImPulsTanz 2008-Highlights, 10.07-10.08.2008 in Wien:
* TANZ Gala Abend - Ballett-Gala ImPulsTanz´08 * Sücke von und mit: I. Steptext, von William Forsythe & Mariinsky-Kirov-Ballett zur Musik von Bach/Nathan Milstein, II. Le Parc - pas de deux, 1. Akt Rencontre + 3. Akt Abandon von Angelin Preljocaj & Le Ballet De L´Opera National De Paris, Musik: Mozart/Klavierkonzerte, III. Approximate Sonata von William Forsythe mit Antony Rizzi, Leslie Heylmann, IV. Prélude à l´après midi d´un faune / Claude Debussy von Rosas, V. Le Sacre du printemps / Igor Strawinsky von Compagnie Marie Chouinard
* PERFORMANCE gustavia * Von und mit: Mathilde Monnier & La Ribot (F) - Feministischer Humor zweier sympathisch, selbstironischer Top-Künstlerinnen
* PERFORMANCE, SCHAUSPIEL, TANZ Menske * Von: Wim Vandekeybus / Ultima Vez (BE) - Der individuelle Mensch im Aufbruch gegen die Massengesellschaft
* TANZ Orpheus & Eurydice * Von: Compagnie Marie Couinard (CA) - Orpheus-Mythos als universelle Tanzsprache
* INSTALLATIONS-PERFORMANCE Another Sleepy, Dusty, Delta Day * Von: Jan Fabre / Troubleyn (BE)
* INSTALLATION Scattered Crowd * Von: William Forsythe (DE) * Ort: Österreichisches Parlament (!)
* TANZ-PERFORMANCE I is Memory * Choreographie von: Benoit Lachambre * Mit: Louise Lecavalier / Fou Glorieux (Produktion) - Aufwühlendes Anti-Biografiestück auf die rasend schnelle LaLaLa-Human Steps-Ballerina-Ikone


Laufende Kritiken zu den ImPulsTanz-Produktionen gibt es auf intimacy: art, in (click) aKtuell / CRITIC